Richard Tauber oder Kurt Weill sind noch heute berühmt. Doch wer kennt Reinhold Fritz, Suse Rosen oder Hermann Horner? Für alle diese Künstler gilt, dass sie aus rassischen Gründen nach 1933 nicht mehr an den deutschen Opernhäusern wirken durften. Fritz etwa, Ensemblemitglied der Stuttgarter Oper, stieg in den 20er Jahren zum führenden Bassisten des Hauses auf, bis 1933 die neuen Machthaber seine Karriere zerstörten. Der Grund für seine Zwangspensionierung: Seine Ehefrau war Jüdin. 1935 folgte der Ausschluss aus der Reichstheaterkammer, was einem Berufsverbot gleichkam. Fritz musste sich als Hilfskraft bei verschiedenen Firmen verdingen. Er starb 1950.
Ein jähes Ende fand auch die Karriere der jüdischen Tänzerin Suse Rosen. Die Dresdnerin war Ensemblemitglied des Stuttgarter Balletts – bis 1933. Verhöhnt durch die Nazi-Presse, die ihren „ordinären Tanz“ anprangerte, floh Rosen in die Schweiz, dann in die USA. Der polnische Sänger Hermann Horner schließlich, als Jude ebenfalls 1933 entlassen, kehrte nach Polen zurück, wo er vermutlich im Vernichtungslager Belzec zusammen mit seiner Familie den Tod fand. Ihm erging es wie vielen anderen Künstlern, die in den Konzentrationslagern ermordet wurden.
Das Leben all dieser Persönlichkeiten hatten Hannes Heer, Jürgen Kersting und Peter Schmidt in ihren Ausstellungen in Hamburg, Berlin, Stuttgart und Darmstadt im letzten Jahr dokumentiert. Wer sie nicht hat sehen können, dem sei die einschlägige Publika‧tion empfohlen.
Literatur: Hannes Heer / Jürgen Kersting / Peter Schmidt, Verstummte Stimmen. Die Vertreibung der „Juden“ aus der Oper 1933 bis 1945. Berlin 2008.