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Versunkene Zeugen prähistorischer Karibu-Jagd

Geschichte|Archäologie

Versunkene Zeugen prähistorischer Karibu-Jagd
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Credit: Image courtesy of John O'Shea/ UMMAA.
Ein Mensch mit einem Speer – bei diesem Anblick nehmen Karibus sofort Reißaus. Die flotten Paarhufer sind daher keine einfache Jagdbeute. Doch der Menschen entwickelte bereits vor Jahrtausenden raffinierte Strategien, um die Tiere an der Flucht zu hindern. Das belegen nun spannende Funde aus Nordamerika: Unterwasserarchäologen haben im Huronsee versunkene Stein-Strukturen entdeckt, mit denen Menschen vor 9.000 Jahren Karibuherden in die Falle trieben.

Die Forscher um John O’Shea von der University of Michigan haben die Konstruktionen auf dem Seegrund des Lake Huron in etwa 37 Metern Tiefe entdeckt. Vor 9.000 Jahren war das Areal noch nicht von Wasser bedeckt – es war Teil eines Festlandstreifens, der den Nordosten Michigans mit Ontario verband. Die Ergebnisse der Forscher basieren auf Untersuchungen mittels Sonar und auf Funden, die sie bei Forschungstauchgängen gemacht haben. So konnten sie die einstigen Verläufe der Stein-Strukturen rekonstruieren.

Es handelte sich den Auswertungen zufolge um parallele Linien von Steinanhäufungen, die in natürliche Sackgassen im Gelände der einstigen Landschaft mündeten. Außerdem fanden O’Shea und seine Kollegen bei Tauchgängen elf Steinfragmente, bei denen es sich höchstwahrscheinlich um Nebenprodukte der Herstellung von Steinwerkzeugen handelt. „Die Eigenschaften der Strukturen und die Hinweise auf den Gebrauch von Steinwerkzeugen beweisen eindeutig, dass es sich hier um menschliche Konstruktionen handelt“, sagt O’Shea.

Auf die Wanderungsbewegung ausgerichtet

Aus den Ausrichtungen der Stein-Strukturen gehen ebenfalls interessante Informationen hervor, berichten die Forscher: Sie waren offenbar auf die jeweilige Wanderungsbewegung der Karibuherden zu den verschiedenen Jahreszeiten ausgerichtet. Im Frühling zogen die Tiere in nordwestlicher Richtung – entsprechend verlaufen die Konstruktionen am Fundort „Drop 45 Drive Lane“: Sie leiteten die Tiere bei dieser Bewegungsrichtung offenbar optimal in die Falle. Bei einer weiteren v-förmigen Stein-Struktur war es hingegen umgekehrt. Sie diente demnach der Jagd im Herbst, wenn die Karibus in Südost-Richtung über die Landbrücke wanderten, erklären O’Shea und seine Kollegen.

Den Forschern zufolge liefern die Ausmaße der unterschiedlichen Steinstrukturen auch Hinweise auf die soziale Organisation der Menschen, die vor 9.000 Jahren im Bereich der großen Seen lebten und jagten. „Die größeren Ausmaße und komplexeren Strukturen am Fundort Drop 45 Drive Lane erforderten die Kooperation größerer Gruppen von Menschen“, sagt O’Shea. „Die kleineren v-förmigen Anlagen für die Herbstjagd konnten hingegen auch von vergleichsweise kleinen Familiengruppen genutzt werden“. Es gab also vermutlich saisonal unterschiedliche Jagdstrategien, vermuten die Wissenschaftler.

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Originalarbeit der Forscher:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
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