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Vom Leben in der Horde

Geschichte|Archäologie

Vom Leben in der Horde
Wie Affen Konflikte lösen, wirft ein Schlaglicht auf das Zusammenleben der Menschen – ist der Verhaltensforscher Frans de Waal überzeugt.

Politische Intrigen, brutale Königsmorde, raffinierte Verführung, Liebe und Hass – was uns auf der Theaterbühne in Bann zieht, sind die Strategien intelligenter Hordenwesen. Wer Frans de Waals großartig geschriebenes Buch liest, wird in Dramen nach Shakespeare-Art eingeführt, deren haarige Protagonisten zwar wenig Worte machen, aber zu verblüffend strategischen Handlungen fähig sind.

Das Buch ist packend wie ein Krimi! Zum Beispiel die Geschichte des despotischen Schimpansen Yeroen: Trotz Altersschwäche hält er sich an der Macht, indem er den ehrgeizigen Jungmann Nikkie zu seiner rechten Hand macht und mit ihm gemeinsam Angst und Schrecken verbreitet. Doch als Nikkie seinem Mentor die attraktivsten Weibchen streitig macht, lässt Yeroen ihn eiskalt fallen. Das Motiv für die äffischen Aufregungen ist, so de Waal, stets dasselbe: Sex.

Bei Bonobos geht es da ganz anders zu: Die dunklen Zwergschimpansen, die de Waal ebenfalls seit Jahrzehnten beobachtet, leben nach dem Hippiemotto „Make love not war”. Bevor eine Rangelei um Futter oder gute Plätze in Gewalt ausartet, wird der Körperkontakt zu einem kleinen Vorspiel oder mehr. Die Fähigkeit dieser Affen, sich in die Bedürfnisse anderer einzufühlen, ist hochentwickelt: Wie die Bonobo- frau Kuni einen verletzten Vogel vor spielenden Jungtieren schützt und versucht, ihn zum Fliegen zu bringen, ist eine der erstaunlichsten Beobachtungen de Waals.

Für den renommierten niederländischen Verhaltensforscher haben die aggressiven Schimpansen, die verspielten Bonobos, aber auch wir Menschen, die de Waal irgendwo dazwischen ansiedelt, unterschiedliche Lösungen für das gleiche Problem entwickelt: das Leben in der Horde. So entstehen soziale Normen und individuelle Persönlichkeiten, die diese Normen interpretieren. Zwischen Richard dem Dritten und Mutter Teresa ist da alles möglich – nicht nur bei Menschen.

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Frans de Waal DER AFFE IN UNS Warum wir sind, wie wir sind Carl Hanser München, Wien 2006 365 S., € 24,90 ISBN 3-446-20780-5

Antonia Rötger, freie Wissenschaftsjournalistin und regelmäßige bdw-Autorin

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Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

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