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Von wegen "not amused"

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Von wegen "not amused"
Schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten ? dieses zynische Prinzip dominiert die Themenauswahl der Medien und häufig auch die Wahl von Gesprächsthemen, denn Negativ-Aussagen wecken erfahrungsgemäß eher das Interesse der Menschen. Doch zumindest in der englischen Sprache spiegelt sich diese Negativtendenz offenbar nicht in der grundlegenden Wortwahl wider – im Gegenteil: Unterm Strich dominieren positiv besetzte Begriffe wie ?schön? gegenüber Begriffen wie ?Krieg?, belegen nun umfangreiche Text-Auswertungen.

Für die Studie analysierte ein Forscherteam um Peter Dodds von der University of Vermont die Wortwahl in Texten aus vier Quellen: Artikel der „New York Times“ aus den vergangenen 20 Jahren, die Buchtexte der Sammlung des ?Google Books“-Projekts, Musiktexte der letzten 50 Jahre und die Plaudereien im sozialen Netzwerk Twitter. Grundlage der Auswertung war ein Katalog, der bestimmten Wörtern einen Wert von eins bis neun bezüglich seiner positiven Bedeutung zuordnet. Freiwillige hatten dafür über 10.000 der häufigsten Wörter aus den vier Quellen eine ?emotionale Temperatur? zugeordnet. Das Wort ?Lachen? bekam beispielsweise eine 8,5, ?Terrorist? eine 1,3 und neutrale Wörter wie ?Auto? erreichten Werte um 5. Dieses Wertesystem nutzten die Forscher nun für die Computeranalysen des riesigen Pools an Wörtern aus den vier untersuchten Medien.

?Nette? Wörter dominieren auch Negativaussagen

?Eine Überraschung war für uns, dass die Ergebnisse bei den vier Quellen etwa gleich waren: Man sieht überall ein Überwiegen der positiven Wörter?, resümiert Peter Dodds. Offenbar benutzen Menschen sogar dann überwiegend ?heitere? Wörter, wenn sie sich beispielsweise im sozialen Netzwerk Twitter über die blöden Kollegen oder den lästigen Schnupfen beklagen. ?Die Grundaussage eines Satzes mag negativ sein, doch wenn man die kleinsten Bausteine, die Wörter, betrachtet, zeigt sich, dass der Mensch die positiv besetzten bevorzugt?, erklärt Dodds.

Die Forscher führen dieses Phänomen auf den pro-sozialen Grundcharakter von Kommunikation zurück: Negativsprache hören Menschen vermutlich einfach nicht gern und würden daher eine Person, die sie benutzt, möglicherweise meiden. Offenbar haben sich deshalb Positivbegriffe bei der Sprachevolution weiter verbreitet und tiefer verwurzelt als negativ besetzte, vermuten die Forscher. Ob dies für die englische Sprache besonders typisch ist oder generell auf die menschliche Kommunikation zutrifft, bleibt nun noch eine interessante offene Frage.

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Peter Dodds (University of Vermont) et al.: PLoS ONE, doi: 10.1371/journal.pone.0029484 © wissenschaft.de ? Martin Vieweg
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