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Was die Steinzeitmenschen besser konnten als wir

Geschichte|Archäologie Gesellschaft|Psychologie

Was die Steinzeitmenschen besser konnten als wir
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Schema einer steinzeitlichen Felsmalerei aus der Höhle von Lascaux. Die Beinstellung ist korrekt dargestellt. Credit: PLoS ONE, doi:10.1371/journal.pone.0049786
Linkes hinteres Bein, dann links vorne, anschließend rechts hinten, und zuletzt berührt das rechte Vorderbein wieder den Boden: Diesem Schema folgt der Lauf der meisten vierbeinigen Tiere. Ungarischen Forschern zufolge waren sich die Künstler der Steinzeit dessen eher bewusst als ihre heute lebenden Kollegen: Auf den meisten Höhlenzeichnungen ist der Bewegungsablauf realistisch dargestellt, Bilder von Künstlern der Neuzeit geben den Gang von Tieren dagegen häufiger falsch wieder.

Die Forscher um Gabor Horvath von der Eotvos University in Budapest analysierten für ihre Studie über 1.000 Abbildungen aus der Kunstgeschichte, die laufende Tiere darstellen. Es handelte sich beispielsweise um Felsmalereien aus der Höhle von Lascaux, Kunstwerke der Renaissance sowie Bilder und Plastiken unserer Zeit. Ein wichtiger Anhaltspunkt für die Auswertung der Forscher waren die berühmten Studien des britischen Fotografen Eadweard Muybridg aus den 1880er-Jahren. Er hatte den Bewegungsablauf vierbeiniger Tiere erstmals genau dokumentiert und diese Informationen auch Künstlern zugänglich gemacht.

Viele fragwürdige Beinstellungen

Die Auswertungen der Kunstwerke dokumentierten, dass unterm Strich sehr viele bewegte Tiere im Verlauf der Kunstgeschichte falsch dargestellt wurden. Die Aufschlüsselung in Epochen offenbarte dabei eine besondere Überraschung: Die meisten richtigen Darstellungen stammen aus der Steinzeit. Die Fehlerquote lag damals nur bei 46,2 Prozent. In der Zeit vor den Veröffentlichungen von Eadweard Muybridg waren dagegen 83,5 Prozent aller Kunstwerke unrealistisch. Sogar Künstler, die für ihre Präzision bekannt waren, zeichneten Tiere in unnatürlicher Pose, beispielsweise Leonardo da Vinci, behaupten die Forscher. Sie räumen allerdings ein, dass es sich um künstlerische Freiheit handeln kann. Theoretisch kann ein dressiertes Pferd auch einige Beinstellungen einnehmen, wie sie auf manchen Kunstwerken abbgebildet sind. Sie entsprechen den Wissenchaftlern zufolge aber nicht dem natürlichen Verhalten.

Die Veröffentlichungen von Muybridg scheinen den Statistiken zufolge tatsächlich eine Wirkung gehabt zu haben: Von 1887 ab nahm die Realitätsnähe in den Darstellung wieder deutlich zu. Seither liegt die durchschnittliche Fehlerquote bei 57,9 Prozent, berichten die Wissenschaftler. Aber: Damit bleiben die Künstler der Steinzeit weiterhin die Rekordhalter der Genauigkeit. Sie hatten offenbar einen scharfen Blick für die Bewegungen der Tiere in ihrem Lebensraum und konnten sie auch präzise darstellen, resümieren Gabor Horvath und seine Kollegen.

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Gabor Horvath (Eotvos University in Budapest) et al.: PLoS ONE, doi:10.1371/journal.pone.0049786 © wissenschaft.de – Martin Vieweg
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