Die Versuchsteilnehmer ? 23 Männer und 23 Frauen zwischen 18 und 45 Jahren ? sahen entweder den Gesichtsdruck der Schauspieler, hörten den Ausruf oder nahmen beides gleichzeitig wahr. Anschließend sollten sie so schnell wie möglich sagen, ob sie bei ihrem Gegenüber Angst oder Ekel wahrgenommen hatten.
Im Vergleich zu Männern erkannten Frauen das Gefühl im Gesichtsausdruck ihres Gegenübers schneller. Auch eine Kombination aus Gesichtsausdruck und Geräusch konnten sie schneller zuordnen. Weiterhin erkannten Frauen die Gefühle schneller, wenn sie statt von einem Schauspieler von einer Schauspielerin dargestellt wurden.
„Bei unserer Untersuchung geht es nicht darum, zu zeigen, dass Frauen oder Männer in bestimmten Fähigkeiten überlegen sind“, betont Collignon. „Ziel unserer Forschung ist es, psychische Störungen besser zu verstehen, die sich stark zwischen Männern und Frauen unterscheiden.“ Ein wichtiges Beispiel dafür ist Autismus, eine Erkrankung, die wesentlich mehr Männer betrifft als Frauen. Die Betroffenen haben große Schwierigkeiten, Gefühle bei ihren Mitmenschen zu erkennen. Nach einer kontrovers diskutierten Theorie ist Autismus eine extreme Ausprägung männlichen Verhaltens, das durch ein geringeres Einfühlungsvermögen gekennzeichnet ist. „Die Tatsache, dass Männer Gefühle weniger effizient wahrnehmen und ausdrücken, unterstützt diese Theorie in gewisser Weise“, so Collignon.