Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Was uns bewegt

Geschichte|Archäologie Gesellschaft|Psychologie

Was uns bewegt
Frauen können Gefühle im Gesicht ihrer Mitmenschen besser deuten als Männer. Das gilt insbesondere für Angst und Ekel. Frauen erkennen diese Gefühle sowohl am Gesichtsausdruck als auch an der Stimme besser und schneller als Männer. Dies haben Neurowissenschaftler um Olivier Collignon von der Universität Montréal (Kanada) in einer aktuellen Studie gezeigt. Die Forscher zeigten den Teilnehmern dabei keine Fotos von Gesichtern, sondern ließen die Emotionen durch Schauspieler darstellen. Die Ergebnisse könnten dazu beitragen, psychische Erkrankungen wie Autismus besser zu verstehen.

Um die Wahrnehmung von Gefühlen zu untersuchen, wurden den Probanden bisher meist Fotos von Gesichtern gezeigt, die beispielsweise fröhlich, ängstlich oder wütend schauen. Collignon und sein Team engagierten stattdessen für ihre Untersuchung echte Schauspieler. Diese stellten die Gefühle Angst und Ekel entweder durch ihren Gesichtsausdruck oder durch einen Ausruf dar. „Die Mimik einer anderen Person spielt eine wichtige Rolle bei der Wahrnehmung von Gefühlen. Sie stimuliert auch bestimmte Regionen im Gehirn, die diese Information verarbeiten“, erläutert Collignon.

Die Versuchsteilnehmer ? 23 Männer und 23 Frauen zwischen 18 und 45 Jahren ? sahen entweder den Gesichtsdruck der Schauspieler, hörten den Ausruf oder nahmen beides gleichzeitig wahr. Anschließend sollten sie so schnell wie möglich sagen, ob sie bei ihrem Gegenüber Angst oder Ekel wahrgenommen hatten.

Im Vergleich zu Männern erkannten Frauen das Gefühl im Gesichtsausdruck ihres Gegenübers schneller. Auch eine Kombination aus Gesichtsausdruck und Geräusch konnten sie schneller zuordnen. Weiterhin erkannten Frauen die Gefühle schneller, wenn sie statt von einem Schauspieler von einer Schauspielerin dargestellt wurden.

„Bei unserer Untersuchung geht es nicht darum, zu zeigen, dass Frauen oder Männer in bestimmten Fähigkeiten überlegen sind“, betont Collignon. „Ziel unserer Forschung ist es, psychische Störungen besser zu verstehen, die sich stark zwischen Männern und Frauen unterscheiden.“ Ein wichtiges Beispiel dafür ist Autismus, eine Erkrankung, die wesentlich mehr Männer betrifft als Frauen. Die Betroffenen haben große Schwierigkeiten, Gefühle bei ihren Mitmenschen zu erkennen. Nach einer kontrovers diskutierten Theorie ist Autismus eine extreme Ausprägung männlichen Verhaltens, das durch ein geringeres Einfühlungsvermögen gekennzeichnet ist. „Die Tatsache, dass Männer Gefühle weniger effizient wahrnehmen und ausdrücken, unterstützt diese Theorie in gewisser Weise“, so Collignon.

Anzeige
Olivier Collignon (Universität Montréal, Kanada) et al.: Neuropsychologia, Onlinevorabveröffentlichung, doi: 10.1016/j.neuropsychologia.2009.09.007 ddp/wissenschaft.de ? Christine Amrhein
Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

Ac|ryl  〈n.; –s; unz.; kurz für〉 1 Polyacrylnitril 2 Acrylglas … mehr

Zoll 1  〈m.; –s, –; Zeichen: ′′〉 1 früheres deutsches Längenmaß, 1 / 10 … mehr

öko|lo|gisch  〈Adj.〉 die Ökologie betreffend, zu ihr gehörend, auf ihr beruhend ● ~es Gleichgewicht labiles Gleichgewicht zw. den verschiedenen Gliedern einer Lebensgemeinschaft (Biozönose), das die Fähigkeit der Selbstregulation hat; … mehr

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige