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Welche Bedeutung hatte Friede in der Antike?

Geschichte|Archäologie

Welche Bedeutung hatte Friede in der Antike?
Friedensvertrag zwischen Ramses II. und Ḫattušili III., circa 1259 v. Chr. © Staatliche Museen zu Berlin, Vorderasiatisches Museum. (Foto: Olaf M. Teßmer)

Feldzüge, Schlachten und Kriegsverherrlichung – die Antike war eine ausgesprochen martialische Epoche. Doch auch der Friede besaß schon damals einen hohen Stellenwert, dokumentieren Forscher im Rahmen einer Tagung in Münster, die auch Ausstellungen umfasst. So belegt etwa der älteste bekannte Friedensvertrag der Geschichte, wie sich Ägypter und Hethiter einst um Frieden bemühten. Weitere Ausstellungsstücke verdeutlichen zudem, wie unsere heutige Friedenssymbolik in der Antike verwurzelt ist.

An der Universität Münster steht das Thema Frieden schon lange im Fokus: Zahlreiche Forscher des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ befassen sich mit der Frage, warum Menschen zu allen Zeiten den Frieden wünschten, seine Bewahrung aber auf Dauer misslang. Daraus entstand die Idee zum Ausstellungsprojekt und der Tagung „Frieden. Von der Antike bis heute“. Vom 22. bis 25. Mai 2018 werden internationale Experten das Thema in 21 Vorträgen beleuchten. Begleitend dazu werden vom 28. April bis 2. September 2018 an fünf Orten in Münster viele Exponate zum Thema zu sehen sein. Unter den Highlights: eine Kopie des ältesten bekannten Friedensvertrags der Geschichte und eine über zwei Meter große Nachbildung der Statue der griechischen Friedensgöttin Eirene.

Was der älteste Friedensvertrag verdeutlicht

Obwohl die Antike sehr von Kriegsverherrlichung und Gewalt geprägt war, werden auch die Bemühungen und der Wille der damaligen Menschen zum Frieden deutlich, so die Botschaft des Projekts. Den Experten zufolge widerlegt in diesem Zusammenhang der mehr als 3200 Jahre alte Friedensvertrag zwischen Ägyptern und Hethitern die Vorstellung, dass damals Frieden nicht durch Verhandlungen herbeigeführt wurde, sondern nur durch Sieg und die Demütigung der Verlierer. „Ägypter und Hethiter sicherten sich in dem Vertrag gegenseitig Unterstützung zu, keiner triumphierte. Dem müssen viele Aushandlungen vorangegangen sein, dies bezeugt eine umfangreiche Korrespondenz zwischen den Herrschern“, betonen Achim Lichtenberger und Helge Nieswandt vom Archäologischen Museum der Universität Münster. „Zwar dominiert in Friedensbildern der Antike der Siegfrieden gegenüber dem Versöhnungsfrieden, doch unsere Forschungen zeigen, dass es auch letzteren gab.“

Zur bronzefarbenen Kopie der Eirene des Bildhauers Kephisodot erklären die Wissenschaftler, dass es sich um eine Statue aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. handelt, deren Original aus Athen nicht mehr erhalten ist. Zahlreiche römische Kopien bezeugen allerdings, welche Popularität dieses Friedenssymbol in der Antike besaß. Eirene hält einen Ploutos-Knaben im Arm – er repräsentiert Reichtum, erklären die Experten. Die Botschaft lautet dabei: Frieden bringt Wohlstand. „Trotz Verherrlichung des Kriegs wusste die Antike immer, dass nicht Krieg, sondern Frieden zum Reichtum führt“, kommentiert Lichtenberger.

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Eirene des Kephisodot, 375/74 v. Chr., bronzefarbene Kopie
© Archäologisches Museum der WWU Münster, (Foto: Silke Hockmann)

Tief würzende Friedenssymbolik

Friedliche Botschaften vermitteln auch viele weitere der 160 antiken Ausstellungsexponate, etwa Abbildungen von Handschlag, Getreideähren und Botenstab. „Der Hermesstab verlieh nach antiker Vorstellung seinem Träger diplomatische Immunität“, sagt Nieswandt. „Dass die Göttin Pax ihn auf zahlreichen antiken Darstellungen trägt, unterstreicht erneut die Bedeutung des Verhandlungsfriedens auch für die Antike.“

Lichtenberger ergänzt dazu: „Antike Abbildungen im Zusammenhang mit Frieden erscheinen uns oft vertraut. Sie zeigen, wie stark unsere heutigen abendländischen Friedenssymbole in antiken griechischen und römischen Bildern verankert sind und sich über Jahrhunderte wiederholten.“ Ihm zufolge ist auch das heute bekannteste Friedenssymbol in der Antike verwurzelt: die Taube. „An sich steht sie in der Antike zwar nicht für Frieden. Sie war aber eng mit Aphrodite, der Göttin der Liebe, verbunden und taucht in Tier-Idyllen auf, in denen das friedliche Miteinander von Tieren den Frieden repräsentierte. So wurde die Taube als Friedenssymbol für Christen anschlussfähig.“

Zu den zahlreichen Münz-Darstellungen der römischen Friedensgöttin „Pax“ erklärt Nieswandt: Sie wurde besonders oft in kriegerischen Zeiten auf dem ersten Massenmedium der Menschheit abgebildet: auf Münzen. Ihm zufolge wollten Herrscher damit der Realität ein Ideal entgegensetzten. Die Forscher sehen dies ebenfalls als ein Beispiel von vielen dafür, dass die Menschen in allen Jahrhunderten Sehnsucht nach Frieden äußerten und bildlich darstellten. Dieser Leitgedanke soll die Ausstellung „Frieden. Von der Antike bis heute“ prägen, sagen die Organisatoren.


Helge Nieswandt vom Archäologischen Museums der Universität Münster erklärt die Symbolik der Eirene-Statue des Kephisodot.

Quelle: Universität Münster

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