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Wenn Sprachen Töchter haben

Geschichte|Archäologie Gesellschaft|Psychologie

Wenn Sprachen Töchter haben
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31 Prozent aller Unterschiede im Wortschatz der Bantusprachen entstanden nach Sprachabspaltungen. Bild: Fanny Schertzer, wikimedia.org
Sprachen verändern sich nicht langsam und kontinuierlich, sondern abrupt zu bestimmten Ereignissen. Das haben Forscher um Quentin Atkinson von der Universität in Reading bei einer Analyse von Sprachstammbäumen herausgefunden. Am häufigsten entstehen Sprachentwicklungsschübe zu dem Zeitpunkt, an dem sich eine Tochtersprache von der Muttersprache abspaltet.

Theorien zur Sprachentwicklung gibt es zuhauf, unter anderem auch die der Entwicklung in Schüben. Doch bewiesen werden konnte bis jetzt keine. Atkinson, ein Evolutionsbiologe, tat sich deshalb mit dem Mathematiker Mark Pagel zusammen und betrachtete das Problem aus einer neuen Perspektive. Die Forscher wollten Stammbäume von drei großen Sprachfamilien berechnen, um zu sehen, welche Sprache von welcher abstammt und wo die Entwicklung von einzelnen Sprachen besonders schnell vonstattenging. Dazu wählten sie die indoeuropäische, die Bantu– und die austronesische Sprachfamilie aus, zu denen insgesamt über ein Drittel aller Sprachen gehören.

Im nächsten Schritt konsultierten Atkinson und Pagel die sogenannten Swadesh-Listen, auf denen verwandte Wörter verschiedener Sprachen festgehalten werden. Die Forscher wählten von dieser Liste einige homologe Wörter aus, auf deren Basis sie die Stammbäume berechnen konnten. Homologe Wörter sind solche, die in der jeweiligen Sprache stark benutzt und selten von anderen Sprachen geliehen werden, aber trotzdem den Bezeichnungen für das gleiche Ding in verwandten Sprachen ähneln. Ein Beispiel für ein homologes Wort aus der indoeuropäischen Sprachfamilie wäre das Wort „Wasser“ mit englisch „water“, hethitisch „watar“ und russisch „voda“.

Von den so errechneten Stammbäumen konnten die Wissenschaftler ablesen, welche Sprachen alt und welche neu sind und von welchen Sprachen sich Tochtersprachen abgespaltet haben. Englisch zum Beispiel entwickelte sich aus dem Germanischen, als die Angeln die Insel besiedelten. Die Forscher stellten ebenfalls fest, dass sich Sprachen mit vielen Verzweigungspunkten, also vielen Tochtersprachen, schneller verändern als andere. Die Veränderung ist dabei nach einem Verzweigungspunkt immer besonders intensiv und verliert an Geschwindigkeit, je länger die Abspaltung her ist. So schätzen Atkinson und Pagel, dass 31 Prozent aller Unterschiede im Wortschatz der Bantusprachen und 21 Prozent in der indoeuropäischen Sprachfamilie nach einem Abspaltungsereignis zustande kamen.

Nature, Onlinedienst, DOI: 10.1038/news.2008.547 Quentin Atkinson (Universität Reading) et al.: Science, Bd. 319, S. 588 ddp/wissenschaft.de ? Livia Rasche
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