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Wie Römerstraßen den heutigen Wohlstand prägten

Geschichte|Archäologie

Wie Römerstraßen den heutigen Wohlstand prägten
Via Appia
Blick auf eine Römerstraße. © piola666/ iStock

Obwohl das römische Reich schon vor gut 1500 Jahren endete, hatte sein Straßennetz einen bleibenden Effekt: Die Lage an einer Römerstraße lässt sich bis heute am Wohlstand eines Orts oder einer Region ablesen, wie Forscher herausgefunden haben. Trotz der vielen politischen und wirtschaftlichen Umwälzungen seit dem Ende der Antike hat das römische Erbe die wirtschaftliche Entwicklung der meisten Regionen nachhaltig geprägt.

Das römische Straßennetz war in der Antike einzigartig: Es erstreckte sich über mehr als 80.000 Kilometer und durchzog ganz Europa und Teile Nordafrikas und Zentralasiens. Anders als die Trampelpfade und unbefestigten Wege der meisten anderen Kulturen zur damaligen Zeit waren die Römerstraßen mit Steinplatten gepflastert und besaßen oft auch ein mit losen Steinen und Sand gefülltes Straßenbett und seitliche Kantsteine.

Damals und heute im Vergleich

Ursprünglich vor allem für den Transport von Truppen und militärischer Ausrüstung gedacht, wurden die Römerstraßen im Laufe der Zeit wichtige Verkehrsadern für den Handel und Ferntransport von Gütern. Entlang dieses Straßennetzes entstanden neue Handelsplötze und Ortschaften, bestehende Siedlungen und Städte profitierten vom Güterverkehr und der Anbindung an das Straßennetz. Doch während des Mittelalters und danach veränderte sich die politische Landkarte Europas erheblich. „Die Straßen sind schon lange verschwunden und das Chaos nach dem Ende des römischen Reichs in Westeuropa war eine Gelegenheit, die wirtschaftlichen Strukturen vollständig zu verändern“, sagt Co-Autor Ola Olsson von der Universität Stockholm.

Olsson, Erstautor Carl-Johan Dalgaard von der Universität Kopenhagen und ihre Kollegen haben nun untersucht, ob die Römerstraßen trotz dieser Veränderungen einen bis heute nachweisbaren Effekt auf die wirtschaftliche Entwicklung von Regionen und Städten haben. Dafür verglichen sie zum einen alte Karten des römischen Straßennetzes mit nächtlichen Satellitenaufnahmen. Denn die Intensität der künstlichen Beleuchtung kann erste Hinweise auf den Wohlstand einer Region liefern. Zusätzlich ermittelten die Wissenschaftler für die einzelnen Gitternetzwaben ihrer Karte die Dichte der römischen Straßen in der Antike und verglichen dies mit der Infrastruktur, der Populationsdichte und der ökonomischen Aktivität in der heutigen Zeit.

Sichtbare Effekte bis heute

„Angesichts der Tatsache, dass seit der Antike vieles passiert ist, würde man deutliche Anpassungen an moderne Bedingungen erwarten“, sagt Olsson. „umso erstaunlicher ist es, dass die Römerstraßen bis heute zur Dichte der Städte und der ökonomischen Aktivität entlang ihrer alten Routen beigetragen haben – selbst wenn diese Straßen lange vergangen sind.“ Die Forscher stellten fest, dass in den Gebieten mit hoher Dichte an Römerstraßen auch das moderne Straßennetz dichter ist. Außerdem entstanden ab 500 nach Christus dort mehr Siedlungen. Am überraschendsten aber: Die Wirtschaftsleistung und der Wohlstand in der Zeit von 2010 bis 2020 spiegeln noch immer die römische Infrastruktur wider.

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Interessant auch: Dieser Zusammenhang gilt nur dort, wo der Verkehr auch nach der Römerzeit primär mit Wagen und Karren stattfand. In Nordafrika und dem Nahen und Mittleren Osten dagegen wurde das organisierte Transportwesen der Römer ab dem vierten bis sechsten Jahrhundert wieder durch Kamelkarawanen ersetzt. Weil dafür keine Straßen benötigt wurden, spielten sie für die sich nach dem Ende des römischen Reichs entwickelnde Infrastruktur in diesen Regionen keine große Rolle mehr. „Die Straßen wurden irrelevant und wir sehen dadurch dort nicht dieselbe Kontinuität des Wohlstands wie in westlichen Teilen des Römerreichs“, sagt Olsson. Die Ergebnisse tragen damit dazu bei, die Faktoren besser zu verstehen, die zu Unterschieden in der Entwicklung und deren Persistenz beitragen, so das Team.

Quelle: Schwedischer Forschungsrat, Fachartikel: Journal of Comparative Economics, doi: 10.1016/j.jce.2022.05.003

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