In den USA wird der Präsident nicht direkt vom Volk, sondern durch so genannte Wahlmänner bestimmt, die ihrerseits vom Volk gewählt werden. In früheren Zeiten waren die Wahlmänner frei in ihrer Entscheidung, welchem Präsidenten sie ihre Stimme geben wollten. Im ausgehenden 20. Jahrhundert setzte es sich jedoch durch, dass Wahlmänner parteigebunden abstimmen.
George W. Bush hat bundesweit 300.000 Stimmen weniger erhalten als sein Gegner Al Gore. In Florida, wo Bush einen Vorsprung von 537 Stimmen hat, bekommt Bush 25 Wahlmännerstimmen, so dass er insgesamt eine Wahlmännermehrheit von 271 zu 270 hat.
1824 wurde John Quincy Adams, der Sohn von Präsident John Adams, amerikanisches Staatsoberhaupt, obgleich er sowohl weniger Stimmen aus der Bevölkerung als auch weniger Stimmen der Wahlmänner bekommen hatte als sein Konkurrent Andrew Jackson. Diesem hingegen war es nicht gelungen, eine Mehrheit entweder der reinen Wählerstimmen oder der Wahlmännerstimmen zu bekommen, da es damals noch einen dritten Kandidaten gab. Wie es die Verfassung vorschrieb, wurde der Präsident dann im Congress gewählt, und dort gewann Adams die Präsidentschaft. 1828 nahm Jackson sie ihm aber schon wieder ab.
1876 verlor Rutherford B. Hayes gegen Samuel Tilden die Abstimmung der Bevölkerung. Tilden hatte 247.000 Stimmen mehr auf sich vereinigen können als Hayes. Doch dieser gewann die Abstimmung des Wahlmänner-Gremiums mit einer Stimme Mehrheit, 185 zu 184. Hayes, der nur eine Legislaturperiode regierte, wurde von Kritikern immer wieder mit Spitznamen wie „His Fraudulency“ (deutsch etwa „Seine Betrügerschaft“) oder „Rutherfraud“ bedacht.
1888 schließlich gewann Grover Cleveland 90.000 Stimmen mehr aus der Bevölkerung als Benjamin Harrison. Dafür hatte dieser die Wahlmänner überzeugt und gewann in der Wahlmänner-Abstimmung mit 233 gegen 168 Stimmen. Auch ihm wurde vom einst unterlegenen Konkurrenten das Amt nach vier Jahren wieder abgenommen.
Da alle diese Kandidaten ihren Sieg nur vier Jahre genießen konnten, darf wohl auch Al Gore Hoffnung schöpfen, in vier Jahren mit einem deutlichen Vorsprung im Wählervotum ins weiße Haus einziehen zu können.(Eine Liste aller US-Präsidenten finden Sie auf den Seiten der TU Berlin.)