Davon fanden die Archäologen um David Romano allerdings keine Spuren, als sie im Jahr 2004 mit ihrer Ausgrabung begannen. Sie stellten jedoch schnell fest, dass die Aktivität auf dem Berg viel früher als bisher angenommen begonnen haben muss. Das letzte archäologische Grabungsteam, das im frühen zwanzigsten Jahrhundert die Weihestätte untersuchte, hatte das Jahr 700 vor Christus als Beginn der religiösen Geschäftigkeit ausgemacht. Die Sportanlagen, die sich unterhalb des Gipfels befinden und für frühe Wettkämpfe zu Ehren des Zeus genutzt wurden, stammen ebenfalls aus dieser Zeit und unterstützten damals ihre These.
Die nun entdeckten 5.000 Jahre alten Tonscherben sprechen hingegen eine andere Sprache: Der Gipfel des Lykaion muss schon lang vor der festen Etablierung der Zeusverehrung in Griechenland eine Opferstätte gewesen sein. Wahrscheinlich wurden Regen, Wind, Licht, Erdbeben oder eine Personifikation dieser Naturphänomene verehrt. Erst später entstand am gleichen Ort die erste Stätte der Verehrung für Zeus, der einer Sage nach auf ebendiesem Gipfel geboren wurde.
Neben den Tonscherben machten die Forscher noch einen anderen bedeutenden Fund: Ein linsenförmiger Bergkristall, wahrscheinlich ein Siegel, mit dem frontalen Bild eines Bullen. Der Bulle war ein gebräuchliches Symbol in der minoischen Kultur auf Kreta. Es stammt wahrscheinlich aus der Zeit von 1500 bis 1400 vor Christus und deutet damit auf eine frühe Verbindung zwischen dieser Region und Kreta hin.