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Wrack des Kreuzers SMS Scharnhorst entdeckt

Erster Weltkrieg

Wrack des Kreuzers SMS Scharnhorst entdeckt
SMS Scharnhorst
Sonaraufnahme vom Wrack des deutschen Kreuzers SMS Scharnhorst (Bild: Falklands Maritime Heritage Trust)

Es war eine der entscheidenden Seeschlachten des Ersten Weltkriegs: Am 8. Dezember 1914 versenkten britische Schiffe vor den Falklandinseln fast die gesamte Deutsche Ostasienstaffel, darunter auch ihr Flaggschiff, den Kreuzer SMS Scharnhorst unter dem Kommando von Maximilian Graf von Spee. Jetzt, mehr als 100 Jahre nach Ende des Ersten Weltkriegs, hat eine Suchexpedition das Wrack der Scharnhorst am Meeresgrund gefunden.

Der Erste Weltkrieg tobte nicht nur in Europa – schon zu Beginn des Krieges lieferten sich die Briten und Deutschen auch mehrere Seegefechte auf der Südhalbkugel der Erde. Zunächst errang dabei die Deutschen Ostasienstaffel unter Admiral Maximilian Graf von Spee bei Kap Coronel vor der chilenischen Küste einen Sieg gegen ein britisches Geschwader, woraufhin Spee seine Schiffe in den Atlantik zu den Falklandinseln führte. Dort sollte ein weiterer Angriff die Hafenstadt Port Stanley in deutsche Hände bringen.

Tragisches Ende einer Seeschlacht

Doch dazu kam es nicht: Als die beiden Großen Kreuzer SMS Scharnhorst und SMS Gneisenau sowie die kleinen Kreuzer Nürnberg, Leipzig und Dresden am Morgen des 8. Dezember 1914 auf Port Stanley zuliefen, lag dort schon die deutlich überlegene britische Marine unter dem Kommando von Vizeadmiral Doveton Sturdee. Dieser griff das deutsche Geschwader an und verfolgte es mit seinen moderneren, schnelleren Schlachtkreuzern. Als Graf von Spee erkannte, dass er gegen die überlegenen Briten keine Chance hatte, stellte er sich mit seinem Flaggschiff Scharnhorst und mit der Gneisenau den britischen Schiffen entgegen, um den drei kleinen Kreuzern samt ihren Besatzungen die Chance zur Flucht zu bieten.

Nach schweren Schäden auf beiden Seiten wurden schließlich die beiden deutschen Schiffe versenkt, wenig später auch die kleinen Kreuzer Nürnberg und Leipzig. Insgesamt starben bei dieser Seeschlacht 2200 deutsche Seeleute, darunter auch Graf von Spee und zwei seiner Söhne. Die deutsche Ostasienstaffel war fast vollständig zerstört. Doch wo genau die Scharnhorst und ihre Begleitschiffe damals sanken, blieb mehr als hundert Jahre verborgen. Schon im Dezember 2014, zum 100. Jahrestag der Seeschlacht, hatten Experten des Falklands Maritime Heritage Trust nach dem Wrack des Großen Kreuzers gesucht – vergeblich. Fünf Jahre später, im Herbst 2019, haben die Unterwasser-Archäologen und Bergungsfachleute eine neue Suchexpedition durchgeführt. Diesmal halfen vier autonome Unterwasserfahrzeuge (AUVs), die mithilfe von Sonar, Echolot und Kameras rund 4500 Quadratkilometer des Meeresgrunds vor Port Stanley absuchten.

Wrack des Flaggschiffs gefunden

Mit Erfolg: 180 Kilometer vor der Küste der Falklandinseln haben die Unterwasser-Experten jetzt das Wrack der SMS Scharnhorst entdeckt. Es liegt in 1610 Metern Tiefe auf dem Meeresgrund und ist in hochauflösenden Sonaraufnahmen gut zu erkennen. „Der Moment der Entdeckung war außergewöhnlich. Wir jagen oft Schatten auf dem Meeresboden, aber als die Scharnhorst zum ersten Mal im Datenfluss auftauchte, gab es keinen Zweifel daran, dass es sich um eines der deutschen Schiffe handelte“, berichtet der Meeresarchäologe und Expeditionsliter Mensun Bound. „Man konnte sogar den Krater des Auftreffens sehen. Wir schickten ein ROV zur Erkundung hinunter und fanden uns fast sofort in einem Trümmerfeld des Krieges wieder. Plötzlich tauchte sie aus der Dunkelheit auf, mit großen Waffen, die in alle Richtungen gerichtet waren.“

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Die Unterwasser-Archäologen haben das Schiffswrack bewusst weder geborgen noch anderweitig gestört. Stattdessen ließen sie es unberührt und erstellten nur Aufnahmen des Wracks, die sie in den folgenden Wochen und Monaten nun weiter auswerten wollen. „Wir werden mit der Zeit weiter nach dem Rest des Geschwaders suchen, um ein besseres Verständnis für die Ereignisse dieses Tages zu schaffen und den Schutz der Stätte zu gewährleisten“, sagt Bound. Nach der Entdeckung des Wracks fand an Bord des Suchschiffs eine Gedenkzeremonie für die Toten der Seeschlacht statt. Das Gebiet, in dem die SMS Scharnhorst liegt, soll nun nach dem Willen des Falklands Maritime Heritage Trust zu einem Schutzgebiet erklärt werden.

„Als eine der vielen Familien, die von den schweren Verlusten am 8. Dezember 1914 in der Schlacht auf den Falklandinseln betroffen waren, ist die Entdeckung der SMS Scharnhorst bittersüß“, sagt Wilhelm Graf von Spee, ein Nachfahre des damals gestorbenen Admirals. „Wir trösten uns mit dem Wissen, dass die letzte Ruhestätte von so vielen gefunden wurde und jetzt erhalten werden kann, während wir gleichzeitig an den unsagbaren Verlust von Menschenleben erinnert werden.“

Quelle: Falklands Maritime Heritage Trust

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