Der Gletschermann „Ötzi“ könnte auch Opfer eines Ritualmords geworden sein. Das behauptet der amerikanische Anthropologe Johan Reinhard in der Februarausgabe des Magazins National Geografic.
Auf ein religiöses Ritual deute hin, dass „Ötzi“ sein kupfernes Beil noch bei sich trug, so Reinhard. Ein einfacher Mörder hätte das in der damaligen Zeit ungeheuer wertvolle Werkzeug mit sich genommen. Auch sei der Geländeeinschnitt, in dem die mehr als 5000 Jahre alte Mumie lag, nicht eben geeignet, um vor Sturm und Unwetter Schutz zu suchen. Reinhard glaubt vielmehr, der Ort in der Nähe des wichtigen Übergangs vom Schnals- ins Ötztal unterhalb eines der höchsten Berge der Gegend sei bewusst für ein Menschenopfer ausgewählt worden.
„Solche Plätze haben Bergvölker traditionell ausgesucht, um Menschenopfer darzubringen“, erläutert Reinhard, der bereits durch spektakuläre Mumienfunde in den Anden auf sich aufmerksam gemacht hat. Die Opfer solcher Ritualmorde durch einen Pfeilschuss in den Rücken zu töten, sei auch bei den Kelten vor rund 2000 Jahren durchaus üblich gewesen, so Reinhard.
Der „Ötzi“-Experte Horst Seidler von der Universität Wien hält die Argumente Reinhards jedoch für nicht beweiskräftig genug. „Wir haben keine Ahnung, warum er getötet wurde“, wird der Anthropologe in der „Washington Post“ zitiert.
Ulrich Dewald