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Zeugnis religöser Verschmelzung bei den Afro-Afrikanern

Geschichte|Archäologie

Zeugnis religöser Verschmelzung bei den Afro-Afrikanern
Bei Ausgrabungen in Maryland zeichnen sich die Spuren eines Rads ab. Es soll von Afro-Amerikanern für religiöse Zwecke genutzt worden sein. (Credit: University of Maryland)

Traditionelle Symbole gemeinsam mit christlichen: In Funden aus Maryland spiegelt sich wider, wie sich afrikanische und christliche Religions-Vorstellungen bei den ehemaligen Sklaven in den USA im 19. Jahrhundert mischten. Bei Ausgrabungen auf dem Gebiet einer einstigen Plantage stießen Archäologen neben afrikanisch geprägten Kultgegenständen auf ein Rad, das ihnen zufolge ein Symbol für Gottes Thronwagen aus dem Buch Ezechiel darstellte.

Es ist ein zutiefst unchristliches Kapitel der Menschheitsgeschichte: Über Jahrhunderte hinweg wurden Millionen von Menschen unter grausamen Bedingungen aus Afrika in die neue Welt verschleppt. Dem Missionsauftrag gemäß sollten allerdigs auch diese Sklaven schließlich Christen werden und so versuchten Prediger den traditionellen Glauben dieser Menschen durch die „richtige“ Religion zu ersetzen.

Sie nutzten dabei religöse Symbole, die den Afrikanern vertraut waren und gaben ihnen neue Bedeutung. Wie die Archäologen der Universität Maryland berichten, war ein solches Symbol offenbar das Bild des Rades aus dem Buch Ezechiel. Es erinnerte die zu Bekehrenden wohl an ein typisches religöses Symbol aus der afrikanischen Kultur: Das Kosmogramm – ein Kreis mit einem X in der Mitte. So avacierte das Rad zu einem religösen Symbol bei der Vermischung der traditionellen Religion mit der christlichen.

Ein symbolträchtiges Rad

Dafür haben die Forscher nun einen handfesten Nachweis entdeckt. Bei dem Fundort handelt es sich um die Überreste einer afro-amerikanischen Farm aus der Zeit kurz nach dem Ende der Sklaverei im Jahre 1865. Sie stand auf dem Gebiet des ehmaligen Plantagen-Guts Wye House in Maryland. Dort wird bereits seit einiger Zeit die Geschichte der Sklaverei in den USA erforscht. Bei einer Ausgrabung kamen Symbole von traditionellen Kosmogrammen zum Vorschein, allerdings in Kombination mit einem weiteren ungewöhnlichen Fund: den Resten eines Rades, das offenbar von einem Karren stammte.

„Solch eine Kombination ist bisher noch nicht entdeckt worden“, sagt Grabungsleiter Mark Leone von der University of Maryland. „Es handelt sich um eine Momentaufnahme der Vermischung von religiösen Symbolen nach 1865. Das Christentum hat die traditionellen afrikanischen Praktiken nicht komplett gelöscht. Es entstand eine Mischung, die auch heute noch weiterexistiert“, so Leone.

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Dies untermauern die Forscher durch die Aussagen von Mitgliedern von lokalen Kirchengemeinden, die auf die Nachfahren der Wye House Plantage zurückgehen. Beispielsweise bestätigte die Afro-Amerikanerin Carlene Phoenix, dass das Rad noch immer ein wichtiges religöses Symbol in der Gemeinschaft darstellt: „Es symbolisiert die Gegenwart Gottes. Egal, was unsere Vorfahren während ihrer Gefangenschaft ertragen mussten, Gott war da“, sagt Phoenix.

Quelle: University of Maryland
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