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Zoologie: Der letzte Kampf der Tiger

Geschichte|Archäologie

Zoologie: Der letzte Kampf der Tiger
Zucht im Reagenzglas – Artenschützer im Streit. Der erste Retorten-Tiger sorgte für Zündstoff unter Artenschützern: Kann die drohende Ausrottung des Tigers durch Zucht im Reagenzglas gebremst werden? Am wichtigsten ist der Schutz des Lebensraumes, halten Skeptiker dagegen. Nur: Dieses Ziel scheint noch schwerer zu erreichen.

Die gute Nachricht: Der Sibirische Tiger kann nicht aussterben. Es hat ihn nämlich nie gegeben. “Der Sibirische Tiger ist eine Erfindung von Amerikanern und Europäern, für die früher alles östlich von Moskau Sibirien war”, erklärt der Leipziger Zoodirektor Peter Müller. “Die Biologen haben ihn nach seiner Verbreitung im äußersten Osten Rußlands und Chinas immer schon Mandschu-, Ussuri oder – meistens – Amur-Tiger genannt.” Um den Amur-Tiger allerdings ist Müller schwer besorgt. Er führt das Internationale Zuchtbuch, in dem alle Zootiger und ihre Abstammung seit 1966 registriert sind und alle Daten über ihre Vettern in freier Wildbahn zusammengeführt werden. 70 Hirsche braucht ein ausgewachsener Tiger pro Jahr – aber die Beute wird immer knapper

Inzwischen hat zwar eine weltweite Kampagne zum Schutz des Tigers eingesetzt, und sein wachsender Status als Kulttier macht es den Artenschützern leichter, Schutzgebiete durchzusetzen: 158 gab es 1995 in Asien, mit einer Fläche zwischen 21 und 14800 Quadratkilometern. Die sind allerdings genauso zersplittert wie die Bestände der letzten Tiger. Die Gesetze zu seinem Schutz lesen sich zwar gut, aber die Gesetze der Genetik lassen sich mit ihnen nicht außer Kraft setzen.

Den Großkatzen fehlt Zeit und Raum. Ohne Hilfe des Menschen, gleichzeitig seines ärgsten Konkurrenten, hat der Tiger keine Chance. Doch über die Rezepte zu seiner Rettung ist ein heftiger Disput entbrannt. Während eine Fraktion darauf setzt, die Raubkatzen mit den modernen Methoden der Fortpflanzungsbiologie in Gefangenschaft zu vermehren und später auszuwildern, plädiert die andere für den vorrangigen Schutz von genügend Lebensraum. Dann würde die Natur sich schon selbst zu helfen wissen.

Ob ein im Labor gezeugter und im Zoo aufgezogener Tiger je selbständig im Wald überleben kann, ist zweifelhaft. Von insgesamt 145 gelten nur 16 Auswilderungsprogramme als erfolgreich. Meistens sind die gezüchteten Tiere – ob Pandas, Gorillas oder Nashörner – stark krankheitsanfällig, wenig fruchtbar und in der Natur kaum durchsetzungsfähig (“Tonis Minnefahrt – Zoos züchten für den Artenschutz”, bild der wissenschaft 5/1994).

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Bei Großkatzen gibt es bisher keinen einzigen Erfolg beim Versuch einer dauerhaften Auswilderung: Selbst die Löwin Elsa, Medienstar der sechziger Jahre, der die britische Biologin Joy Adamson mit großem Aufwand versucht hatte, die afrikanische Steppe schmackhaft zu machen, ließ sich nach ein paar Monaten halbverhungert wieder aufgreifen.

Jürgen Nakott
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