Die Ergebnisse der Forscher um Suna Eryigit-Madzwamuse von der University of Brighton basieren auf der Auswertungen der Persönlichkeitsmerkmale von 200 Menschen im Alter von 26 Jahren, die entweder vor der 32. Schwangerschaftswoche zur Welt gekommen sind beziehungsweise ein Geburtsgewicht von weniger als 1.500 Gramm auf die Waage gebracht hatten. Die Ergebnisse bei dieser Gruppe verglichen die Wissenschaftler mit Einschätzungen der Charaktereigenschaften von 197 gleichaltrigen Personen, die in der 40. Schwangerschaftswoche und normalgewichtig geboren worden waren. Durch standardisierte Befragungsmethoden erfassten die Forscher bei allen Studienteilnehmern den Grad ihrer Introvertiertheit, Anspannung & Angst, Offenheit für neue Erfahrungen, Geselligkeit und Gewissenhaftigkeit.
Oft kritische Charaktermischungen
Die Auswertungen der Forscher ergaben: Die zu früh oder stark untergewichtig Geborenen schnitten im Durchschnitt in allen diesen Kategorien ungünstiger ab als ihre „normalgeborenen“ Altersgenossen. Diese Tendenz war unabhängig von der Intelligenz oder anderen möglichen Einflussfaktoren, berichten die Forscher. Ihnen zufolge handelt es sich bei Menschen mit diesen Merkmalen um „sozial zurückgezogene Persönlichkeiten“: Sie sind tendenziell leicht besorgt, selten sozial engagiert, kaum risikofreudig und wenig kommunikativ, sagen die Forscher. Diese Mischung ist ihnen zufolge wohl die Ursache dafür, dass zu früh oder stark untergewichtig geborene Menschen überdurchschnittlich selten höhere Ausbildungsgrade und gut bezahlte Jobs erreichen und auch im Privatleben oft Schwierigkeiten haben: Sie finden vergleichsweise schlecht Freunde sowie Partner und bekommen seltener Kinder.
Gezielte Förderung könnte helfen
Als Ursache für den Zusammenhang sehen die Forscher die ungünstigen Bedingungen beim Start ins Leben: Durch die Geburt im unreifen Stadium und/oder durch die belastenden intensivmedizinischen Maßnahmen kommt es vermutlich zu Beeinträchtigungen der Gehirnentwicklung, die mit den späteren, problematischen Persönlichkeitsmerkmalen verknüpft sind. Ein weiterer möglicher Faktor sei die Überbehütung, zu der die Eltern von Frühgeborenen oft neigen. Den Forschern zufolge könnten ihre Ergebnisse nun dazu beitragen, frühgeborene Kinder gezielt bei der Entwicklung günstiger Persönlichkeitsmerkmale zu unterstützen. „Frühe Interventionen könnten den Lebenserfolg der Betroffenen möglicherweise günstig beeinflussen“, schreiben Eryigit-Madzwamuse und ihre Kollegen.