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Babys verstehen Kosten-Nutzen-Prinzip

Gesellschaft|Psychologie

Babys verstehen Kosten-Nutzen-Prinzip
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Auch wenn Säuglinge noch nicht sprechen können, verstehen sie unser Verhalten schon erstaunlich gut (Foto: zdenkam/ iStock)
Schon wenige Monate alte Babys begreifen die Welt um sie herum erstaunlich gut. Sogar das Verhalten ihrer Mitmenschen können die Kleinsten bereits intuitiv interpretieren, wie Experimente zeigen. Demnach verstehen sie, dass Menschen nicht für jedes Ziel bereit sind, gleich viel zu investieren – und dass gilt: Je wichtiger jemandem etwas ist, desto mehr wird er sich wahrscheinlich dafür einsetzen. Damit erfüllen die Kinder bereits eine grundlegende Voraussetzung für zwischenmenschliche Interaktionen.

Sich in andere Menschen hineinversetzen zu können, ist eine grundlegende Voraussetzung für soziale Interaktionen. Erwachsenen gelingt es in der Regel leicht, die Handlungen ihres Gegenübers zu bewerten und dabei Rückschlüsse auf dessen Gedanken und Motive zu ziehen. Solche psychologischen Interpretationen laufen im Alltag permanent ab: Sie helfen uns, unsere Mitmenschen besser zu verstehen. Doch an welchem Punkt in unserer Entwicklung bildet sich die Fähigkeit zur angemessenen Interpretation menschlichen Verhaltens aus?

In Ansätzen scheinen schon Kleinkinder diese sogenannte intuitive Psychologie zu beherrschen. Beobachten sie zum Beispiel, dass eine Person wiederholt ein Objekt einem anderen vorzieht, dann schreiben sie diesem Gegenstand einen höheren Wert zu. Wissenschaftler um Shari Liu von der Harvard University in Cambridge haben nun getestet, inwieweit die Kleinsten auch schon komplexere Zusammenhänge begreifen: Können sie Kosten-Nutzen-Konzepte verstehen?

Einsatz verrät Wert

Konkret untersuchten die Forscher, ob zehn Monate alte Babys erkennen, dass Menschen für etwas, das ihnen viel wert ist, in der Regel bereit sind, mehr zu investieren als für etwas, das ihnen weniger wichtig ist. Dafür zeigten sie den kleinen Probanden eine Reihe von animierten Videos. Darin war eine Cartoon-Figur zu sehen, die über unterschiedlich hohe Wände springen musste, um zu anderen Figuren zu gelangen. Während der Protagonist für eine Figur auch die höchsten Hindernisse übersprang, hatte sein Einsatz für eine zweite jedoch offensichtlich Grenzen. Um zu ihr zu gelangen, übersprang er bereitwillig ein niedriges Hindernis – nicht jedoch ein mittel- oder sehr hohes.

Nachdem die Babys dies beobachtet hatten, bekamen sie eine weitere Szene präsentiert: Nun wurden der Cartoon-Figur keine Hindernisse in den Weg gestellt. Sie konnte sich frei entscheiden, zu welcher der zuvor gesehenen Alternativen sie gehen wollte. Für Erwachsene oder ältere Kinder wäre die Sache in diesem Fall klar: Sie gehen davon aus, dass die Wahl auf die Option fällt, für die sich der Protagonist zuvor stärker angestrengt hat. Und Babys? Sie ziehen offenbar die gleichen Schlüsse, wie das Experiment zeigte. Denn wählte die Figur statt der ersten die zweite Option, schauten die Kinder besonders lange auf den Bildschirm. Das gilt der gängigen Lehrmeinung zufolge als sicheres Zeichen dafür, dass sie überrascht waren. Weitere Experimente mit ähnlichen Szenen, aber anderen Hindernissen führten zu dem gleichen Resultat.

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Angeborene Fähigkeit?

Schon für Babys scheint damit klar: Je mehr Aufwand eine Person für das Erreichen eines Ziels aufbringt, umso wichtiger ist ihr dieses Ziel. Das legt den Forschern zufolge nahe, dass Kinder schon sehr früh intuitiv verstehen, wie Menschen Entscheidungen treffen. „Wir sprechen hier von ganz kleinen Babys, die noch nicht einmal sprechen und im Alltag selbst nicht sehr viel tun“, sagt Lius Kollege Josh Tenenbaum. „Und trotzdem analysieren sie die Handlungen ihrer Mitmenschen bereits auf diese komplexe Art und Weise.“

Unklar ist, wie und wann genau sich diese erstaunliche Fähigkeit bei Babys entwickelt. Sind die Grundlagen dafür schon bei der Geburt angelegt? Oder starten die Kinder bei null und begreifen die Welt um sie herum trotzdem so schnell, dass sie sich solche Konzepte schon in den ersten Monaten erschließen können? Um das zu überprüfen, wollen die Wissenschaftler künftig weitere Untersuchungen mit noch jüngeren Kindern durchführen.

Quelle:

© wissenschaft.de – Daniela Albat
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