Der bedeutendste Film aller Zeiten ist der Zauberer von Oz, hat eine Studie ergeben. Doch wie lässt sich das denn wissenschaftlich erfassen, kann man sich fragen. Wie die Forscher berichten, sind entsprechend objektive Aussagen über Filme durch Methoden der Netzwerkwissenschaft möglich: Sie haben die Bedeutung von Filmen daran gemessen, wie oft sie in nachfolgenden Produktionen „zitiert“ wurden. Diese Ergebnisse nutzten die Wissenschaftler zudem als Grundlage für ein spezielles Ranking von Regisseuren und Schauspielern.
Oscars, Golden Globes und viele weitere Auszeichnungen krönen angeblich bedeutende Filme. Doch die Zuordnung ist dabei klar subjektiv geprägt: Das Urteil der Kritiker basiert auf persönlichen Einstellungen und Meinungen. Auch anhand des finanziellen Umsatzes lassen sich Filme schlecht beurteilen, denn der Kassenerfolg ist oft vom Ausmaß der Werbekampagnen geprägt. „Wir haben stattdessen die Querverweise zwischen Filmen als Maßstab zur Beurteilung ihrer Bedeutung genutzt“, sagt Livio Bioglio von der Universität von Turin.
Film-Analyse durch Netzwerkwissenschaft
Als Basis dienten Bioglio und seinen Kollegen Informationen zu 47.000 Filmen, die in der Internet Movie Database (IMDb) gelistet sind. Die Daten umfassen auch, welche Bezüge zu anderen Filmen eine jeweilige Produktion aufweist. Um die entsprechenden Einflusswerte der Filme zu berechnen, behandelten die Forscher sie wie Knoten in einem Netzwerk. Für die Einstufung der Bedeutung spielte zudem eine Rolle, wie bedeutend wiederum diejenigen Filme waren, mit denen eine jeweilige Produktion verknüpft ist. Ähnliche Methoden der Netzwerkwissenschaft werden bereits eingesetzt, um beispielsweise die Bedeutung wissenschaftlicher Publikationen zu messen, sagen die Wissenschaftler.
Die Auswertung ergab: Der Zauberer von Oz, gefolgt von Star Wars und Psycho waren die bedeutendsten Filme aller Zeiten. Bemerkenswerterweise befindet sich unter den Top Ten etwa auch der deutsche Science-Fiction-Film Metropolis von 1927. Die meisten der 20 einflussreichsten Filme stammen allerdings aus den USA. Die Forscher betonen, dass die Ergebnisse generell nur auf die westliche Filmkultur übertragen werden können, da die Daten der IMDb stark von den Filmen geprägt sind, die in westlichen Ländern produziert wurden.
Spezielles Ranking von Regisseuren und Schauspielern
Im Rahmen ihrer Studie gingen die Forscher auch der Frage nach, welche Regisseure und Schauspieler wiederum mit den bedeutendsten Filmen aller Zeiten verknüpft sind. Im Fall der Regisseure ergab dies ein Ranking angeführt von Alfred Hitchcock, gefolgt von Steven Spielberg und Brian de Palma. Bei den Schauspielern führten Samuel L. Jackson, Clint Eastwood und Tom Cruise die Liste an. Die Autoren stellten in diesem Zusammenhang eine starke Dominanz der Männer fest: „Die Einstufungen der besten Schauspielerinnen sind im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen tendenziell niedriger. Die einzigen Ausnahmen bildeten dabei Musikfilme, bei denen die Ergebnisse eine moderate Gleichstellung der Geschlechter aufweisen“, sagt Bioglio.
Die Spitzenreiterin der Top Ten bei den Frauen verdeutlicht zudem, dass dieser spezielle Auswertungsansatz nicht unbedingt die großen Stars in den Vordergrund rückte: Auch für Nebenrollen typische Schauspieler können mit bedeutenden Filmen intensiv verknüpft sein. So kam Lois Maxwell auf Platz eins, die wiederholt die Rolle von Miss Moneypenny in der James Bond-Reihe spielte.