PUBLIC RELATIONS „Durch Deutschland muss ein Ruck gehen”, forderte Bundespräsident Roman Herzog in seiner Berliner Rede im April 1997. Auch wenn der Ruck von vielen und bei vielem noch vermisst wird: In der Wissenschaft ist er spürbar. In wenigen Jahren dürfte an Universitäten manches nicht mehr anzutreffen sein, was jahrzehntelang Bestand hatte. Mit Bachelor und Master erobern neue, international anerkannte Studien-abschlüsse ihren Platz und verdrängen Magister und Diplom. Englischsprachige Lehrveranstaltungen gehören an deutschen Universitäten demnächst zum Standard – allerdings auch Studiengebühren. Leutseliger geworden sind die Professoren. Neuerdings engagieren sich akademische Lehrer landauf, landab als Motivatoren und sprechen über unzählige Aktivitäten die Öffentlichkeit an: Kinder-Unis, Schülercamps, Wissenschafts-Highlights. Die Forscher füllen damit Hör- und Konzertsäle – die Gäste gehen begeistert nach Hause. Ein solches Spektakel steht vor der Tür: Vom 25. September bis zum 1. Oktober kulminieren die Veranstaltungen in diesem Jahr der Technik im Stuttgarter Wissenschaftssommer. An die 50 Events gehen über die Bühne. Die meisten setzen sich mit einem Urwunsch vieler Menschen auseinander: der Beweglichkeit im Raum, der Mobilität. Zu beidem – dem Aufbruch der Wissenschaft sowie der Mobilität – enthält dieses Heft eine Reihe an Berichten, die wir mit dem nebenstehenden Logo des Jahres der Technik ausflaggen.
Neu in Deutschland ist auch dies: Gerhard Bohrmann, ein leibhaftiger Professor, avancierte jüngst zum Romanhelden. Der Meeresforscher hat dem Autor Frank Schätzing so imponiert, dass er ihn in seinem Beststeller „Der Schwarm” als Abenteurer fungieren lässt. Von seiner Oscar-für-die-beste-Nebenrolle-Figur fühlt sich der Professor geschmeichelt – auch ein Zeichen dafür, dass Wissenschaftler ein neues Selbstverständnis haben. bdw-Redakteur Thomas Willke hat Bohrmann für dieses Heft porträtiert. Wenn es so weitergeht, wird der Elfenbeinturm, an dem hierzulande viele Jahre lang gebaut wurde, bald einstürzen. Schade wäre es darum nicht.