Für ihre Studie haben Matthias Michal von der Universitätsmedizin Mainz und seine Kollegen 3.809 rheinland-pfälzische Schüler im Alter von 12 bis 18 Jahren nach ihren psychischen Befindlichkeiten befragt. Dabei wurden auch Informationen über weitere Lebensumstände und Verhaltensweisen der jungen Studienteilnehmer erfasst. Den Forschern zufolge einstanden dadurch repräsentative Datenmengen zur Untersuchung der psychischen Gesundheit der deutschen Teenager. In den Befragungen zeichnete sich bei 32 Prozent der Schüler eine sehr hohe allgemeine psychische Belastung ab, berichten die Forscher. Das Ausmaß entspricht ihnen zufolge jener von Jugendlichen, die sich wegen seelischer Erkrankungen in stationärer Behandlung befinden.
Wer bin ich eigentlich?
In der Befragung gaben insgesamt 47 Prozent der befragten Schüler an, zumindest an einzelnen Tagen in den letzten zwei Wochen durch solche Symptome belastet gewesen zu sein. Dass bei vielen Jugendliche auch milde Symptome von Depersonalisation festzustellen waren, sei an sich nichts Ungewöhnliches, sagen die Forscher. Denn in der Phase des Heranwachsens, der sogenannten Adoleszenz, kommt dies offenbar häufig vor. Betroffene fühlen sich dabei selbst fremd, unwirklich und beobachten ihr Handeln als Zuschauer.
Überraschend war jedoch, dass zwölf Prozent der Schüler sogar stark belastende Symptome von Depersonalisation bekundeten. Damit wies die Schülergruppe deutlich häufiger starke Symptome von Depersonalisation auf als die Allgemeinbevölkerung, in der dies nur mit einer Häufigkeit von ein bis zwei Prozent vorkommt. Je nach Ausmaß des Verlusts beziehungsweise der Veränderung des natürlichen Persönlichkeitsgefühls kann das Phänomen sehr belastend sein.
Bei genauerer Untersuchung der betroffenen Befragten stellte sich heraus, dass Schüler, die Nikotin und Cannabis konsumierten, besonders häufig betroffen waren. Ganz besonders eng hing eine starke Depersonalisation offenbar auch mit sozialen Ängsten zusammen sowie mit geringerer Schulqualifikation und vergleichsweise schlecht entwickelten Fähigkeiten, Probleme konstruktiv zu lösen.
Forschungsbedarf!
Obwohl Depersonalisation weder neu noch selten ist, gibt es bisher wenig Forschung zu diesem Phänomen, betonen die Wissenschaftler. Angesichts der Häufigkeit klinisch relevanter Depersonalisation sehen sie deshalb nun viel Forschungsbedarf. „Zum einen sind Längsschnittuntersuchungen wichtig, um zu überprüfen, wie sich die Depersonalisation im Verlauf entwickelt. Zum anderen bedarf es auch vermehrt klinischer Studien, um Betroffenen besser helfen zu können“, sagt Matthias Michal.