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Die Ausgangslage

Gesellschaft|Psychologie

Die Ausgangslage

Die genetische Veränderung von Nutzpflanzen in der Landwirtschaft, im Volksmund „Grüne Gentechnik“ genannt, ist eine umstrittene Errungenschaft der Biotechnologie. Sie beinhaltet alle Methoden der Isolierung, Vermehrung und Neukombination von pflanzlichen Genen. Kritiker befürchten, dass sich bei Freilandversuchen gentechnisch veränderte Pflanzen unkontrolliert mit ursprünglichen Pflanzen kreuzen. Auch gentechnisch veränderte Lebensmittel stoßen in der Bevölkerung auf wenig Akzeptanz. Dieser WissdeX zeigt, wo am meisten an Grüner Gentechnik geforscht wird und welche Arbeiten den stärksten Einfluss haben.

Die gentechnische Veränderung von Nutzpflanzen wie Mais, Soja und Futtermitteln soll letztlich den Ertrag steigern: Die Pflanzen werden gegen Stressoren wie Dürre, extreme Temperaturen und schädliche UV-Strahlen unempfindlich gemacht. Zudem erzeugt man Resistenzen gegen Insekten, Viren und Pilze sowie Herbizid-Toleranzen. Es können auch unerwünschte Eigenschaften ausgeschaltet werden. Das bekannteste Beispiel dafür ist die „ Anti-Matsch-Tomate“, die aber nicht zum Verkauf in der EU zugelassen ist. Ein weiterer Grund für die genetische Veränderung von Nutzpflanzen ist deren gesteigerte Nährstoffproduktion. Ein Beispiel ist der „Goldene Reis“, der dank einer neuen Genkombination Provitamin A enthält und damit Mangelerscheinungen entgegenwirken kann.

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Prof. Lothar Willmitzer ist Geschäftsführender Direktor des Max-Planck-Instituts für Molekulare Pflanzenphysiologie in Potsdam. Er hat zwischen 2001 und 2005 49 Arbeiten veröffentlicht, die laut Science Citation Index 855-mal von Fachkollegen zitiert wurden.

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bild der wissenschaft: Grüne Gentechnik ist sehr umstritten. Wie erklären Sie Skeptikern die Vorteile der Disziplin?

WILLMITZER: Man muss die Grüne Gentechnik immer im Vergleich zur klassischen Pflanzenzüchtung sehen. Unser Wissen über die Strukturen gentechnisch veränderter Pflanzen und deren Neukombinationen ist deutlich größer als das über die klassisch gezüchteten Pflanzen. Zudem überspringen auch genetisch unveränderte Pflanzen die Artgrenzen und kreuzen sich – wie beispielsweise der Raps – unter unkontrollierten Bedingungen auf dem Feld miteinander.

bdw: Können Sie die Angst der Menschen vor genetisch veränderten Lebensmitteln lindern?

WILLMITZER: Bisher gibt es noch keine nicht-prozessierten, also nicht-aufbereiteten Lebensmittel, wie genverändertes Obst und Gemüse, zu kaufen. Doch seit 10 bis 15 Jahren nehmen zum Beispiel Cola-Trinker bereits genetisch veränderte Stoffe zu sich. Der Fructosesirup, der in diesem und anderen Süßgetränken enthalten ist, wurde mit genetisch veränderten Enzymen hergestellt. Da Proteine aber nicht als verändert gekennzeichnet sein müssen, steht das auf keiner Flasche. Auch sojahaltige Produkte, die aus den USA oder Argentinien stammen, sind mit großer Wahrscheinlichkeit genetisch verändert. Der Rohstoff für zahlreiche Lebens- und Futtermittel ist dort kaum noch in seiner ursprünglichen Form vorhanden. Diese Produkte müssen in der Europäischen Union allerdings gekennzeichnet sein.

bdw: Was ist Ihr bisher größter Erfolg in der molekularen Pflanzenphysiologie?

WILLMITZER: Wir haben vor rund sechs Jahren erstmals das Verfahren des „metabolite profiling“ für die Analyse von Genfunktionen angewandt. Das Verfahren gab es bereits, aber speziell um die Analyse der so genannten kleinen Moleküle hatte sich bisher niemand gekümmert. Wir können damit die metabolische Komposition von Pflanzen erkennen und mit statistischen Verfahren überprüfen, ob eine Population von Pflanzen genetisch verändert ist oder nicht. Wir konnten damit beispielsweise zeigen, dass eine genetisch veränderte Kartoffelsorte der Muttersorte viel ähnlicher ist, als es zwei Muttersorten sind. Auch in der Medizin wird unser Verfahren angewendet, um zu untersuchen, wie Patienten auf bestimmte Medikamente reagieren.

bdw: Werden gentechnisch veränderte Pflanzen zu neuen Medikamenten führen?

WILLMITZER: Pflanzen sind die besten Chemiker der Welt, keine Frage. Aber wenn es darum geht, neue Stoffe günstig zu produzieren, sind sie die falschen. Denn die Kosten beginnen nicht bei der Produktion, also beim Gießen und Ernten der Pflanzen, sondern bei der anschließenden Isolierung und Reinigung der gewünschten Stoffe. Ich glaube nicht, dass diese Art der Herstellung von medizinischen Wirkstoffen im großen Stil Anwendung finden wird.

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Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

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Na|tur|kost  〈f.; –; unz.〉 1 natürliche, unbehandelte Nahrung 2 natürliche Ernährung (~laden) … mehr

♦ Elek|tri|zi|täts|netz  〈n. 11〉 das dem Stromtransport u. der –verteilung dienende elektrische Netz

♦ Die Buchstabenfolge elek|tr… kann in Fremdwörtern auch elekt|r… getrennt werden.

Mit|tel|ohr|ent|zün|dung  〈f. 20; Med.〉 eitrige, zumeist schmerzhafte Entzündung des Mittelohrs: Otitis media

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