In der Schweiz lebende Deutsche werden bei den Eidgenossen immer unbeliebter. Die Gründe für diese „Germanophobie“ hat Marc Helbling vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung jetzt erstmals in einer Studie untersucht. Er konzentrierte sich auf Zürich, wo mehr als 26 000 der 330 000 Einwohner aus Deutschland stammen. Sie sind damit die größte Gruppe der Einwanderer. Helbling stellte fest, dass die Deutschen die unbeliebtesten Westeuropäer sind. Auf einer Negativskala aller Immigranten in Zürich belegen sie Platz vier hinter Ex-Jugoslawen, Arabern und Türken.
Überrascht war Helbling von der Tatsache, dass viele Schweizer den massiven Zuzug von Deutschen als kulturelle Bedrohung empfinden. Bisher gingen die Wissenschaftler davon aus, dass Einwanderer von Einheimischen besonders stark angefeindet werden, wenn sie aus anderen Kulturkreisen stammen – was bei den Deutschen nicht der Fall ist.
Ein wichtiger Aspekt des Deutschenhasses ist laut Helbling der ökonomische Faktor: Schweizer und Deutsche konkurrieren auf dem Arbeitsmarkt. Wird ein Deutscher bei einer Beförderung oder der Besetzung eines Postens bevorzugt, verstärkt das die Ressentiments. Diese Haltung findet sich auch bei gebildeten Schweizern. Die Studie widerlegt damit die bisherige Annahme der Migrationsforscher, wonach gebildete Menschen weniger fremdenfeindlich sind.