Als Ende der 1990er-Jahre in Deutschland das Bachelor-Studium eingeführt wurde, waren die Erwartungen hoch gesteckt. Man versprach sich von dem auf drei Jahre verkürzten Studium unter anderem mehr Studierende an den Hochschulen und eine dadurch bedingte Entschärfung des Fachkräftemangels. Doch die erste Bilanz fällt enttäuschend aus.
Julia Horstschräer und Maresa Sprietsma vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim haben Daten des Statistischen Bundesamtes zwischen 1998 und 2006 ausgewertet und erstmals die Effekte des Bachelor-Studiums beschrieben. Ihre empirische Analyse kommt zu dem Ergebnis, dass sich im Untersuchungszeitraum die Zahl der Studienanfänger weder merklich erhöht noch verringert hat. Auch die Zahl der Studienabbrecher blieb in etwa gleich. „Die Reform scheint also die Anreize eines Studiums nicht verändert zu haben“, sagen die Forscherinnen. Eine Ausnahme bilden die Fachbereiche Elektrotechnik, Bau- und Maschinenbauingenieurwesen sowie Physik – allerdings im negativen Sinne. Hier lagen die Erstsemesterzahlen in Fachbereichen, die den Bachelor-Abschluss anboten, signifikant um 15 bis 29 Prozent niedriger. Grund dafür könnte laut Studie sein, dass die Studenten dieser Fächer die neuen Abschlüsse meiden, weil der traditionelle deutsche Diplom-Abschluss international einen sehr guten Ruf genießt.