Wirkt sich Religiosität positiv auf die Gefühlslage und das körperliche Wohlbefinden aus? Die gängige Lehrmeinung sagt: Ja. Allein die Tatsache, dass jemand glaubt, macht ihn angeblich glücklicher. Aber ganz so einfach ist die Sache nicht, wie ein deutsch-englisches Forscherteam jetzt herausgefunden hat. Entscheidend für das Glück ist demnach auch, wo man lebt.
Die Wissenschaftler um Jochen Gebauer von der Humboldt-Universität Berlin und Constantine Sedikides von der University of Southampton hatten die anonymisierten Daten von rund 200 000 Mitgliedern einer Partnervermittlung in elf europäischen Ländern untersucht. Die Fragestellung war: Gibt es einen generellen Zusammenhang zwischen Religiosität und psychischer Gesundheit – oder sind religiöse Menschen nur in Kulturen glücklicher, in denen der Glaube weit verbreitet ist und als etwas sehr Erstrebenswertes angesehen wird?
Die Ergebnisse waren eindeutig. Nur in Ländern, wo Religiosität weit verbreitet und geachtet ist, sind Gläubige glücklicher als Nichtgläubige – etwa in Russland, Polen und der Türkei. In Ländern, in denen Religion keine so große Rolle spielt, gibt es keinen Unterschied – dazu gehören Deutschland, Schweden und Frankreich.