„Unsere Gesellschaft schottet Wissen in solchem Umfang, so schnell und so sorgfältig ab wie noch keine andere Gesellschaft in der Geschichte. Tatsächlich sollten wir das Informationszeitalter wohl besser als das Zeitalter der Amnesie bezeichnen“, rüttelt Robert Laughlin seine Leser auf. Der amerikanische Physik-Nobelpreisträger dokumentiert das an Beispielen der Genetik, Computer- und Nukleartechnologie sowie aus dem Patentwesen.
Immer wieder werden wichtige Entdeckungen und Erkenntnisse geheimgehalten, nur unvollständig veröffentlicht oder ihre Anwendung mit juristischen Prozessen verhindert, wie Laughlin belegt. Ursachen für die Geheimniskrämerei sind meist wirtschaftliche und machtpolitische Interessen, aber auch Sicherheitserwägungen, zum Beispiel die Angst vor Terroristen.
Obwohl Wissen heute wichtiger und leichter verfügbar erscheint denn je, ist laut Laughlin das Gegenteil der Fall: Wissenserwerb wird zunehmend unterlaufen, irregeführt – und sogar krimina- lisiert, wie Patentstreitigkeiten und Anklagen gegen „ Datenpiraten“ zeigen. Besonders absurd findet Laughlin es, Eigenschaften der Natur patentieren zu lassen. Er schreibt: „Wir sitzen in Orwells Wohnzimmer und unterhalten uns nur noch über die richtige Anordnung der Möbel.“ Rüdiger Vaas
Robert B. Laughlin DAS VERBRECHEN DER VERNUNFT Suhrkamp Frankfurt am Main 2008 159 S., € 10,– ISBN 978-3-518-26002-9