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Kinder: Großzügigkeit wächst mit dem Alter

Gesellschaft|Psychologie

Kinder: Großzügigkeit wächst mit dem Alter
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Etwas mehr für sich selbst oder lieber den anderen: Ein Mädchen nimmt an einem Versuch teil, mit dem Forscher herausfinden wollen, ob Kinder sich und andere fair belohnen. (Foto: Ido Vaqnin)
Wer Geschwister hat, erinnert sich vielleicht: Bekam Schwesterchen oder Brüderchen Süßigkeiten oder Spielzeug geschenkt, wollte man das gleiche auch für sich haben. Denn Kinder fühlen sich in solchen Situationen benachteiligt und unfair behandelt. Erwachsenen geht es unter Umständen ähnlich, beispielsweise wenn der Kollege mehr Gehalt bezieht als man selbst. Doch wenn Kinder selbst darüber entscheiden dürfen, sich und andere zu belohnen, sind sie sehr wohl bereit, sich selbst weniger und den anderen mehr zuzuteilen. Wie Forscher herausfanden, handeln aber nicht alle Kinder so, sondern eher solche im Grundschul- als im Vorschulalter. Wenn es also darum geht, Süßigkeiten, Spielzeug oder dergleichen zu verteilen, können Eltern und Erzieher diese Aufgabe älteren Kindern überlassen, raten Forscher.

Fairness sorgt für sozialen Frieden in einer Gesellschaft. Die Forscher Alex Shaw und Eugene Caruso von der University of Chicago sowie Shoham Choshen-Hillel von der Hebrew University of Jerusalem wollten daher wissen, wann Kinder lernen, sich gegenüber anderen fair zu verhalten – aber vor allem was Kinder tun, wenn es nicht möglich ist, sich und anderen das Gleiche zukommen zu lassen.

Die Psychologen haben dafür Experimente mit insgesamt 500 Kindern durchgeführt. Am Museum of Science and Industry in Chicago stellten sie Kinder zwischen 4 und 6 Jahren sowie solche zwischen 7 und 8 Jahren vor die Wahl: Für die tolle Leistung, im Museum viel gelernt zu haben, bekommen sie und ein weiteres Kind einen schönen bunten Radiergummi. Ein Radierer ist allerdings noch übrig. Nun sollten die Kinder entscheiden, was sie damit machen – diesen Radiergummi für sich behalten oder ihn wegwerfen.

Großzügig, nicht benachteiligt

Fast 30 Prozent der jüngeren Kinder behielten den dritten Radierer, doch 50 Prozent der älteren warfen ihn lieber in den Müll. In einem weiteren Versuch gaben die Forscher den Kindern dann drei Möglichkeiten: den Radierer einstecken, hergeben oder wegwerfen. Die jüngeren Kinder neigten weiterhin dazu, den Radiergummi zu behalten. Die älteren entsorgten das Stück oder gaben es dem anderen, imaginären Kind.

In einem Folgeversuch verfeinerten die Psychologen ihre Ergebnisse. Sie wollten herausfinden, ob es einen Unterschied macht, wer die Entscheidung trifft – die Kinder selbst oder die Erwachsenen. Dabei zeigte sich, dass – egal wie alt – nur ein Viertel der Kinder damit einverstanden war, dass sie den Radierer nicht bekamen.

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„In beiden Experimenten zeigte die Entscheidung der älteren Kinder, dass sie es bevorzugen, eine Ungleichheit herzustellen – und es dabei vermeiden, sich gegenüber dem anderen unfair zu verhalten“, erklärt Studienleiterin Shoham Choshen-Hillel. „Sie benachteiligten sich selbst und fürchteten auch nicht die daraus entstehende Ungleichheit, weil sie ja selbst dafür verantwortlich waren.“ Wie das Forscherteam vermutet, zeigen sich ältere Kinder lieber großzügig und unvoreingenommen als jüngere. „Wenn Kinder älter werden, wünschen sie sich großzügiger zu sein, weil das die negativen Gefühle ausgleicht, die aus der Benachteiligung entstehen.“

Lasst Kinder selbst entscheiden!

Deshalb sind die Psychologen überzeugt: Überlässt man es Kindern im Alter von sieben oder acht Jahren selbst, Dinge unter sich aufzuteilen, entstehen weder Neid noch Konkurrenzgefühle. „Wir empfehlen Eltern und Erziehern, Kinder zu ermutigen, selbst zu entscheiden und ihre Ressourcen zu verteilen. Zum Beispiel sollten nicht die Eltern entscheiden, wer den größeren Keks bekommt, sondern man bittet die Kinder, diese Entscheidung selbst zu treffen.“ Das Ergebnis: Das Kind freut sich, dass es freigebig gegenüber dem Freund oder Geschwisterchen sein konnte, und der Beschenkte freut sich über die Großzügigkeit. Alle sind zufrieden – Ende gut, alles gut.

Quelle:

© wissenschaft.de – Karin Schlott
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