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Klimaforschung: Die Wurzel des Vertrauens

Gesellschaft|Psychologie

Klimaforschung: Die Wurzel des Vertrauens
Wer bereits in der frühen Jugend Interesse und Spaß an Wissenschaft zeigt, entwickelt sich später seltener zum Klimaskeptiker. (Foto: Steve Debenport/ istock)

Sogenannte Klimaskeptiker halten die globale Erderwärmung und die Rolle des Menschen dabei für eine Erfindung. Doch wie kommt es dazu? Ein Wissenschaftler hat nun untersucht, warum manche Menschen den Erkenntnissen von Klimaforschern vertrauen und andere nicht. Das Ergebnis: Offenbar liegen die Wurzeln in der frühen Jugend. Wer als Kind bereits Interesse an Wissenschaft und Forschung zeigt, entwickelt sich später demnach seltener zum Skeptiker.

Vor allem in den USA, aber auch bei uns gibt es Bevölkerungsgruppen, die etablierten wissenschaftlichen Theorien und Erkenntnissen kritisch gegenüberstehen oder sie sogar ganz ablehnen. Ein Beispiel dafür sind Klimaskeptiker: Diese Menschen halten den Klimawandel für erfunden oder zumindest nicht menschengemacht. Obwohl die Gletscher schmelzen, der Meeresspiegel steigt und sich fast alle Klimaforscher einig sind, dass der Mensch und seine Emissionen bei dieser Entwicklung eine entscheidende Rolle spielen, sprechen sie von der „Klimalüge“. Doch warum ist das so – und wie lässt sich dies ändern? Bekannt ist bereits: Wer Wissenschaftlern grundsätzlich misstraut, wird auch eher der wissenschaftlichen Lehrmeinung widersprechen und jene Politiker unterstützen, die der Forschung ebenfalls skeptisch gegenüberstehen.

Gerade in Sachen Klimawandel ist dieser Zusammenhang von großer Bedeutung. Denn die Folgen der globalen Erderwärmung werden viele Menschen erst in einigen Jahrzehnten konkret zu spüren bekommen – um die Erderwärmung aufzuhalten, muss aber schon jetzt gehandelt werden. „Damit die Öffentlichkeit den Klimawandel als Problem erkennt, muss sie Klimaforschern und Entscheidungsträgern also uneingeschränktes Vertrauen entgegenbringen“, konstatiert der Gesellschaftsforscher Gordon Gauchat von der University of Wisconsin in Milwaukee. Wie aber entsteht diese Vertrauensbasis? Dieser Frage hat sich nun der Politikwissenschaftler Matthew Motta von der University of Minnesota in Minneapolis gewidmet. Er wollte wissen, ob die Grundlagen für ein späteres Vertrauen in Klimaforscher womöglich bereits in der frühen Jugend gelegt werden und welche Faktoren dabei eine Rolle spielen.

Frühes Interesse an Wissenschaft entscheidend

Zu diesem Zweck wertete er Informationen einer US-amerikanischen Längsschnittstudie aus, die Daten von Highschool-Schülern im Alter zwischen zwölf und vierzehn Jahren erhoben hatte. Dabei wurden unter anderem Aspekte wie das Interesse an Wissenschaft, Mathematikkenntnisse und wissenschaftliches Wissen untersucht. 24 Jahre später wurden dieselben Probanden zu ihrem Vertrauen in Klimawissenschaftler befragt. Konkret stellten die Forscher ihnen Fragen wie: „Wie sehr vertrauen sie Informationen über den globalen Klimawandel von der NASA?“ oder „Für wie vertrauenswürdig halten sie Informationen vom Weltklimarat IPCC?“. Würde es einen Zusammenhang zwischen den Ergebnissen aus der ersten Untersuchung in der Kindheit und dieser letzten geben?

Es zeigte sich: Ein einziger Faktor schien stark mit einem größeren Vertrauen in Klimaforscher zusammenzuhängen und zwar über alle abgefragten Variablen zum Thema Vertrauen hinweg – das generelle Interesse an Wissenschaft und Forschung im Alter zwischen zwölf und vierzehn Jahren. Wichtig dabei: Dieser positive Einfluss war unabhängig von der späteren politischen Ideologie der Teilnehmer, wie Motta betont. „Die Studie legt nahe, dass die kulturelle Affinität zu Wissenschaft in der frühen Jugend eine entscheidende Wurzel der Heterogenität im Erwachsenenalter ist, die die Öffentlichkeit in Sachen Klimawandel spaltet“, kommentiert der nicht an der Untersuchung beteiligte Gauchat.

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Daraus ergeben sich nun mögliche Ansätze, um das öffentliche Vertrauen in Klimaforscher und deren Aussagen zu stärken. Gerade weil die politische Prägung in diesem Zusammenhang offenbar nebensächlich ist, sieht Studienautor Motta gute Chancen, der Polarisierung der Bevölkerung in Zukunft entgegenzuwirken zu können: Indem schon bei Kindern das Interesse an naturwissenschaftlichen Themen geweckt und stärker gefördert wird.

Quelle: Matthew Motta (University of Minnesota, Minneapolis), Nature Climate Change, doi: 10.1038/s41558-018-0126-9

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