„Bad news are good news“ lautet der Leitspruch der Skandalreporter, wenn sie in allen Einzelheiten das Leid von Menschen ausschlachten, denen Gewalt angetan wurde. Wie eine solche Berichterstattung auf die Gewaltopfer selbst wirkt, hat jetzt eine schweizerische Studie untersucht.
Andreas Maercker und Astrid Mehr von der Universität Zürich befragten dazu 63 Opfer von Raubüberfällen oder häuslicher Gewalt, über die im Fernsehen, Radio oder in Zeitungen berichtet worden war. Mit dem Ergebnis: Knapp 66 Prozent der Studienteilnehmer gaben an, traurig gewesen zu sein, nachdem sie die Sendungen gesehen, gehört oder die Artikel gelesen hatten. Beinahe die Hälfte waren erschrocken, und 31 Prozent empfanden Wut. Lediglich 11 Prozent fühlten sich durch die Berichte unterstützt, und nur 5 Prozent freuten sich darüber. Mehrfachnennungen waren bei der Befragung möglich. Bei den negativen Reaktionen spielte es keine Rolle, ob die Betroffenen die Medienberichte als eher zutreffend oder als falsch empfanden.
„Aus psychologischer Sicht ist es nicht vertretbar, Gewaltopfer in die Medien zu bringen und ausführlich über sie zu berichten“, sagt Maercker. Zudem widerlegten die Resultate der Untersuchung die gern verbreitete These, dass Opfer durch Medienberichte soziale Anerkennung und Unterstützung erfahren würden, was die Genesung erleichtern würde.