Mathematik – was ist das? Diese Frage stellte Patrick Bangert, Mathematikdozent an der International University Bremen, über 7700 Kollegen aus der ganzen Welt. Wir sprachen mit ihm über seine Motive und das Ergebnis.
Was trieb Sie zu Ihrer Umfrage an?
Die Mathematik hat in der Bevölkerung ein weit schlechteres Image als beispielsweise die Computerwissenschaften und die Physik. Sie gilt als langweilig und schwer. Ich möchte diesem Vorurteil den Boden nehmen. Einer meiner Wunschträume ist es, dass einmal eine neue Vision von Mathematik in die Schullehrpläne einzieht.
Wie sehen die Mathematiker, die Ihnen geantwortet haben, denn ihr Fach?
Mathematiker betrachten ihr Fach mehr als Kunst und weniger als Wissenschaft. Sie empfinden die Mathematik als schön oder elegant und beschreiben ihre Arbeit als kreativ. Erst am Ende der schöpferischen Denkprozesse beginnt der Umgang mit Zahlen und das Rechnen. Das steht im Gegensatz zu der Definition von Mathematik als „Wissenschaft der Zahlen“. Diese Definition habe ich in den meisten der rund 100 Wörterbücher und Lexika gefunden, die ich analysiert habe. Und ich bin überzeugt, dass auch die meisten Laien meinen, Mathematik besteht ausschließlich aus Rechnen.
Welche Schlüsse ziehen Sie aus dem Umfrageergebnis für den Schulunterricht?
Wenn in der Schule nur stur Rechenvorschriften eingeübt werden, wird Mathematik zum Hassfach. Stattdessen sollten die Schüler angeleitet werden, zunächst einmal über die Aufgabenstellung und deren Sinn eigenständig und kreativ nachzudenken und erst dann die rein mechanischen Prozesse erlernen. Diese schöpferische Denkfähigkeit würde ihnen im Leben gute Dienste leisten.