Was wäre gewesen, wenn Alfred Wegener seine Theorie von den auseinander driftenden Kontinenten nicht gegen den erbitterten Widerstand seiner Kollegen verteidigt hätte? Oder wenn Thomas Alva Edison nicht unverdrossen weiter an der Entwicklung der Glühbirne gearbeitet hätte, obwohl ihn die Experten damals für einen Spinner hielten? Die Wissenschaftler hatten sich geweigert, auch nur seiner Vorführung beizuwohnen, bei der er einen Kohlefaden im Vakuum dauerhaft zum Glühen brachte.
Was trieb ihn und andere Wissenschaftler an, trotz starker Anfeindungen weiter ihr Ziel zu verfolgen – und wie schafften sie das? Darum geht es in dem aufschlussreichen und unterhaltsamen Buch des Journalisten Jürgen Schaefer. Er erläutert anhand zahlreicher Beispiele, wie schwierig es ist, allgemein akzeptierte Postulate infrage zu stellen und neue Theorien durchzusetzen. Das größte Problem ist der Gruppenzwang, meint Schaefer. Denn eine abweichende Meinung zu vertreten, widerspricht der Natur des Menschen, wie Schaefer mit Erkenntnissen der Hirnforschung belegt.
Sein Buch ist ein leidenschaftliches Plädoyer für Querdenker. Denn vor allem ihnen verdankt die Menschheit bahnbrechende neue Erkenntnisse. Die treibende Kraft dahinter ist Neugier. Ihr zu folgen und sich nicht „zähmen“ zu lassen, dazu ermuntert das Buch nicht nur Wissenschaftler. Hans Groth
Jürgen Schaefer GENIE ODER SPINNER DuMont Buchverlag, Köln 2011 223 S., € 19,99 ISBN 978–3–8321–9627–1