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Schnäppchenjagd am Limit – darum funktioniert der Black Friday!

Gesellschaft|Psychologie

Schnäppchenjagd am Limit – darum funktioniert der Black Friday!
Einkaufsrausch
Der Black Friday ist mittlerweile nicht mehr nur ein US-amerikanisches Phänomen, sondern hat den Sprung nach Europa geschafft. (Foto: pixabay.com, moerschy)
Der Black Friday ist mittlerweile nicht mehr nur ein US-amerikanisches Phänomen. Der Kaufrausch-Tag hat längst den Weg über den Atlantik bis nach Europa und natürlich auch Deutschland beschritten. Insbesondere der Internet-Handel boomt am Tag nach dem amerikanischen Thanksgiving. Aktuelle Zahlen aus 2018 fehlen zwar noch, klar ist aber schon jetzt: Ähnlich wie in den letzten Jahren wird auch der vergangene Black Friday zu den umsatzstärksten Tagen des Jahres zählen. Aber wie ist dies zu erklären?

Rabatte, Rabatte, Rabatte: Black Friday bricht jährlich Rekorde

Vom Black Friday mag der ein oder andere halten, was er möchte. Zumindest für die Wirtschaft und Online-Händler gib es aber sicherlich kaum einen lukrativeren Tag. Erste Verkaufszahlen und Analysen für 2018 zeigen, dass insbesondere Samsung, Apple und Microsoft bei Konsumenten in diesem Jahr äußerst nachgefragt waren. Es sind also zuvörderst technische Produkte, von denen sich viele deutsche Schnäppchenjäger am Black Friday satte Rabatte versprechen.

Bei den Online-Shops, wie könnte es anders auch sein, hat die Handelsplattform Amazon die Nase vorn. Konkrete Verkaufszahlen sind hier noch nicht bekannt, Analysten fanden aber heraus, dass der US-Online-Händler am Black Friday 6.237 Mal in unterschiedlichen Beiträgen erwähnt wurde. Untersucht wurden von der Agentur Vico Research & Consulting insgesamt 98.000 deutschsprachige Social-Web-Beiträge.

Dass diese Zahlen in den kommenden Jahren womöglich noch übertroffen werden, ist aktuell nicht auszuschließen. Denn ein Blick auf Google Trends zeigt beispielsweise, dass die Suchanfragen zum Thema Black Friday seit sechs Jahren konstant steigen, von 2017 auf 2018 gar um 40 Prozent.

Der Handelsverband Deutschland (HDE) schätzt, dass deutsche Konsumenten am diesjährigen Black Friday und dem drei Tage später folgenden Cyber Monday circa 2,3 Mrd. Euro ausgegeben haben, das sind 15 Prozent mehr als im letzten Jahr. Aber wie ist dieser Shopping-Wahnsinn zu erklären?

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Statistik zu Black Friday in Deutschland von 2014 bis 2017
Auch in Deutschland steigt die Bereitschaft, Geld am Black Friday auszugeben, an. (Bildquelle: criteo.com)

Das Prinzip Schnäppchen: So funktioniert die Einkaufspsychologie!

Vom Belohnungssystem hat wahrscheinlich jeder schon einmal gehört. Diese spezielle Hirnstruktur ist bei Aktivierung dafür verantwortlich, dass sich der Mensch im besonderen Maße wohlfühlt. Das ist das Positive. Dafür besteht aber auch die Gefahr, einige andere Dinge zu vergessen bzw. als nicht mehr so bedeutend zu empfinden, und dies hat meist eher negative Folgen.

Exakt dieses Phänomen manifestiert sich auf der Schnäppchenjagd. Bei anscheinend besonders hohen Rabatten und Preisnachlässen, wie es gerade am Black Friday der Fall ist, wird das Belohnungszentrum derart intensiv stimuliert, dass weitaus vernünftigere Gedanken wie „Das brauche ich nicht“ oder „Am meisten spare ich, wenn ich gar kein Geld ausgebe“ zwar noch vorhanden sind, aber für uns weniger von Bedeutung scheinen.

Dass diese eigentlich recht simple Beschreibung physiologischer und psychologischer Prozesse tatsächlich so einfach ist wie beschrieben, lässt sich sehr konkret am Kernspintomographen verfolgen. Deswegen ist es auch faktisch richtig zu behaupten, Schnäppchen funktionieren im Grunde wie Drogen.

Denn auch Kokain, Heroin, Amphetamine und ähnliche illegale Substanzen setzen dort an, wo im menschlichen Hirn Schnäppchen, Rabatte und Co. ihre Wirkung entfalten. Die Schnäppchenjagd macht natürlich nicht physisch abhängig, zumindest psychologisch kann der Kaufrausch aber pathologische Züge annehmen. Kaufen löst Glücksgefühle aus, die aber relativ schnell wieder verschwinden und von Betroffenen durch einen erneuten Kaufrausch wiederbelebt werden wollen – ein Teufelskreis, aus dem viele nur mit ärztlicher Hilfe hinausfinden.

Preisknüller oder Preisblase? Nicht alle Angebote sind Schnäppchen!

Natürlich ist es für Händler und Wirtschaft etwas Gutes, wenn die Menschen ihr Geld ausgeben. Und können Konsumenten auch wirklich sparen, dürften beide Seiten zufrieden aus dem Black Friday gehen: die einen mit mehr Umsatz, die anderen mit günstigeren Produkten und einem guten Gefühl.

Fakt ist aber auch, dass viele Händler mittlerweile genau wissen, wie die Einkaufspsychologie funktioniert. Wissenschaftler fanden beispielsweise heraus, dass die Signalfarbe Rot besonders wirksam ist, wenn es darum geht, die Kaufbereitschaft bei Kunden – fast unabhängig vom Preis – zu steigern. Auch bestimmte Musik kann einkaufsfördernd wirken.

„Wir haben mal ein Experiment mit roten Schildern gemacht, auf denen normale Preise standen. Als am Abend dann der Verkauf gemessen wurde, konnte man deutlich sehen, dass sich die Waren mit einem roten Schild besser verkauft haben. Auch Musik wird geschickt eingesetzt. Das bringt uns natürlich in eine gute Stimmung und in guter Stimmung kauft man leichter, weil man dann den Verlust nicht so spürt.“
–    Christian Elger, Professor und Doktor für Neuropsychologie an der Universität Bonn

Dass so mitunter auch Preise als Angebote und Produkte als Schnäppchen deklariert werden, bei denen diese Bezeichnung nicht angebracht ist, wundert nicht. Echte Schnäppchenjäger wissen deswegen, dass ohne Preisvergleich kein noch so attraktiv scheinendes Angebot wirklich die Bezeichnung Schnäppchen verdient. „Bei uns werden vermeintliche Schnäppchen immer manuell durch einen Mitarbeiter geprüft. Denn natürlich kennen wir die Tricks vieler Händler, und unsere Besucher vertrauen darauf, nur wirkliche und geprüfte Angebote zu erhalten“, erklärt Ralph Schomaeker-Möller vom Portal Mein Deal.

Gut zu wissen!
Bei Werbemaßnahmen von Händlern am Black Friday wurde sich oft zurückgehalten. Stattdessen ist oft vom „Black Freitag“, „Schwarzen Freitag“ o.Ä. die Rede, und dies hat seine Gründe. Der Begriff „Black Friday“ ist beim deutschen Patent- und Markenamt seit 2013 als Wortmarke eingetragen und somit vor der Verwendung durch Dritte geschützt. Inhaber der Marke ist derzeit die Super Union Holdings Ltd. aus Hong Kong, welche die Nutzungsrechte aber vermutlich an die Black Friday GmbH abgegeben hat. Somit müssen alle anderen Händler, die ihre Sonderaktionen am entsprechenden Tag mit Black Friday bewerben, mit Abmahnungen rechnen.

Gefälschte Preisnachlässe sind aber nur die eine negative Seite des Konsumrausches für Konsumenten und Verbraucher, denn auch die Umwelt leidet. Retouren und Verpackungsmüll durch den boomenden Online-Handel belasten die Natur bereits jetzt ungemein, aufgrund des fast ungezügelten und teils unüberlegten Kaufrausches am Black Friday werden diese Probleme in Zukunft aber wohl nur noch größer.

28.11.2018

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Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

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