„Tränen sind die Blutspur, die zur Leiche im Gebüsch führen.“ Nein, der Ausspruch stammt nicht aus einem Kriminalfilm, sondern von einem Psychologen – der Hauptfigur aus Noam Shpancers Roman „ Der gute Psychologe“. Die Tränen fließen während einer Psychotherapiesitzung über die Wangen einer Stripperin mit Bühnenangst. Noch ahnt der Psychologe nicht, dass ihre Nöte sein Leben durcheinanderwirbeln werden.
Auch ohne Mordfall gelingt es dem Autor, den Leser stärker zu packen als mancher „Tatort“ und mehr Wissen zu vermitteln als viele Sachbücher. Sein Buch beleuchtet, warum Menschen Ängste erlernen und wie sie sie bekämpfen können. Shpancer, der selbst als Psychotherapeut arbeitet, beleuchtet in drei Erzählsträngen die Probleme seiner Patienten. Geschickt verknüpft er dabei Theorie und Praxis: Der Protagonist, der im Buch nur „der Psychologe“ heißt, unterrichtet Studenten in einem Abendkurs.
Shpancer bietet keinen umfassenden theoretischen Abriss der Psychotherapie, viele Theorien und große Namen klingen bloß an. Doch die für die Therapie von Ängsten wesentlichen Ideen erklärt er sehr differenziert und anschaulich.
Wenn Shpancer in seiner Praxis umsetzt, was sein Protagonist lehrt, ist er in der Tat ein sehr guter Psychologe. Auf jeden Fall ist er ein sehr guter Autor. Hanna Drimalla
Noam Shpancer DER GUTE PSYCHOLOGE Knaus, München 2011, 285 S., € 19,99 ISBN 978–3–8135–0399–9 E-Book bei Random House € 15,99, ISBN 978–3–641–06544–7 Hörbuch bei Audio Verlag, 6 Audio-CDs, € 24,99, ISBN 978–3–86231–136–1