Wie kommt es, dass sich so viele Menschen für Umweltschutz interessieren und das Thema doch zugleich so wenig präsent ist? Man findet auch darauf – indirekt – in der Studie eine Antwort: Die Studie will wissen, inwiefern die Menschen den Umweltgedanken auch leben. Inwiefern sie also auf Ökostrom umgestiegen sind und die durch Fernflüge entstandenen CO2-Emissionen kompensieren. Die gute Antwort vorweg: Immer mehr Menschen beziehen Ökostrom und zahlen Kompensation. Allerdings gibt es auch andere Ergebnisse; Biogemüse wird von vielen beispielsweise als sinnvoll erachtet, aber als zu teuer abgelehnt.
Die Frage jedoch, ob man den Umweltgedanken auch brav lebt, ist pädagogisch. Und das ist bezeichnend: Kein anderes Politikfeld ist derart entpolitisiert wie die Umweltpolitik. Schon länger ist es her, dass um große Gesetzesvorhaben zu ökologischen Themen gerungen wurde.
Es muss um das Jahr 2000 gewesen sein, dass die Politik den Umweltschutz als Streitthema begraben hat. Der damalige Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) sagte auf einer Anti-Atomkraftkundgebung zu den Demonstranten: Ihr könnt nach Hause gehen, wir machen das jetzt. Dieser Spruch ist zum Paradigma geworden. Seither wird Umweltschutz verwaltet und fast ausschließlich als konsensorientiertes Erziehungsprogramm durchgesetzt.
Immerhin zeigt die Studie, dass die Menschen mehr Engagement von der Politik erwarten. Leider will sie aber zu wenig erfahren, welche Umweltthemen denn die Menschen bewegen und worüber mehr in der Öffentlichkeit, im Bundestag und in den Medien gestritten werden sollte. Gentechnisch verändertes Saatgut? Privatisierung des Grundwassers? Biogasanlagen? Zersiedelung? Dass sich alle Bürger hierzulande im Großen und Ganzen einig sind, was Umweltschutz angeht, ist ein Trugschluss. Und nicht einmal der Umwelt dient die derzeitige Missachtung.