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Weihnachtsmann: Glaubensverlust im Blick

Gesellschaft|Psychologie

Weihnachtsmann: Glaubensverlust im Blick
Wenn sich die Weihnachtsmann-Illusion davon macht... (Grafner/iStock)

Wann und wie verlieren Kinder den Glauben an den Weihnachtsmann und wie gehen Eltern mit dem Thema um? Einblicke in diese Frage haben britische Forscher durch einen „Santa survey“ gewonnen. An der Befragung haben 1200 Personen aus aller Welt teilgenommen. Den Auswertungen zufolge erkannten die Teilnehmer durchschnittlich im Alter von acht Jahren, dass es den Weihnachtsmann nicht wirklich gibt. Darüber hinaus gewährt die Untersuchung interessante Einblicke in die Umstände und Gefühle, die mit dem weihnachtlichen Glaubensverlust verknüpft sein können.

Seine Merkmale und „Verhaltensweisen“ unterscheiden sich leicht und in manchen Regionen übernimmt auch das „Christkind“ die Rolle des Weihnachtsmanns. Gemeinsam ist den Traditionen: Es handelt sich um die Gestalt, die den Kindern zu Weihnachten die Geschenke bringt. In vielen Familien wird dieses „Weihnachts-Wesen“ den Kleinen bewusst als eine reale Person mit erstaunlichen Fähigkeiten vermittelt. Je nach der jeweiligen Tradition rutscht der Weihnachtsmann angeblich etwa durch den Kamin, um Geschenke unter den Baum zu legen oder die Socken zu füllen. Anschließen saust er dann auf seinem Rentierschlitten wieder davon. In einigen Familien ist es auch üblich, dem Weihnachtsmann in der Adventszeit einen Wunschzettel zu schreiben. Viele Menschen wollen ihren Kindern das Weihnachtsfest damit möglichst lange mit etwas Zauber vermitteln.

Elterliche und kindliche Sicht auf die Santa-Illusion

Doch irgendwann kommt natürlich jedes Kind einmal darauf, dass es den Weihnachtsmann nicht wirklich geben kann. Bereits seit einigen Jahren widmet sich Chris Boyle von der University of Exeter der Untersuchung der psychologischen Faktoren rund um den kindlichen Glauben an den Weihnachtsmann. In seiner aktuellen Untersuchung hat er Menschen darum gebeten, ihm über ihre Erfahrungen mit dem Thema als Kind und als Eltern zu berichten und konkrete Fragen zu beantworten. Passend zur Weihnachtszeit präsentiert die University of Exeter nun die Ergebnisse der Auswertung der internationalen Befragung.

Unter anderem zeichnet sich ab, wie beliebt das Spiel mit der Weihnachtsmann-Fiktion bei Eltern ist: 72 Prozent gaben an, dass es ihnen Freude macht, ihren Kindern die Illusion eines realen Weihnachtsmanns zu vermitteln. Die Mehrheit gab allerdings an: Wenn Kinder den Verdacht äußerten, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt, haben sie nicht versucht, sie erneut im Glauben an die fiktive Gestalt zu bestärken.

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Den Auswertungen zufolge beträgt das Durchschnittsalter, in dem die Kinder aufhörten, an den Weihnachtsmann zu glauben, etwa acht Jahre. 65 Prozent gaben an, sich daran zu erinnern, dass sie damals das Spiel mit der Illusion noch bewusst weitergeführt haben. Ein Drittel der Befragten äußerte allerdings, verärgert gewesen zu seien, als sie feststellten, dass der Weihnachtsmann nicht real ist. 15 Prozent hatten dabei auch das Gefühl, dass ihre Eltern sie angelogen haben, berichtet Boyle. Die Studie hat ihm zufolge zwar einen unbeschwerten Charakter, doch in den Antworten spiegelt sich auch wider, dass ein möglicherweise problematisches Gefühl der Enttäuschung mit der Weihnachtsmann-Illusion verknüpft sein kann.

Anekdoten geben psychologische Einblicke

Neben den statistischen Ergebnissen berichtet Boyle auch über teils amüsante Anekdoten, die ihm einige Teilnehmer über die Umstände ihrer Wahrheits-Erkenntnis berichtet haben. Die Hauptursachen waren demnach entlarvende Versehen der Eltern, gezielte Aufklärung aber auch die Neugier und das zunehmend logische Denken der Kinder. Einem Teilnehmer fiel beispielsweise auf, dass der Weihnachtsmann und sein Vater die gleiche Handschrift hatten. Bei anderen weckten Warenhaus-Preisschilder den ersten Verdacht oder die Tatsache, dass ein so dicker Mann nicht durch den Schornstein rutschen kann. Manche Eltern berichten allerdings auch, dass sie ihre Kinder gezielt aufklären mussten, weil sie sich vor dem „Eindringling“ Weihnachtsmann gefürchtet haben.

Boyle berichtet auch von einer anrührenden und etwas bedrückenden Erkenntnis-Geschichte: Für einen Teilnehmer platzte die Santa-Illusion im Alter von acht Jahren nach der Frage, warum der Weihnachtsmann denn den Kindern in armen Ländern kein Essen bringt. Daraufhin wollte ihm offenbar niemand mehr Illusionen machen. „Es war faszinierend zu hören, wie unterschiedlich Menschen herausgefunden haben, dass der Weihnachtsmann nicht wirklich existiert“, resümiert der Psychologe.

Quelle: University of Exeter

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