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Zum Amtsantritt von Papst Franziskus

Ein Porträt des Heiligen Franz von Assisi

Zum Amtsantritt von Papst Franziskus
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Oberer Ausschnitt des ältesten Portraits des Franz von Assisi, ein Wandgemälde aus dem Kloster Sacro Speco in Subiaco. Foto: wikipedia; Lizenz public domain
Am 20. März 2013 trat der neue Papst aus Argentinien sein Amt an. Im Einführungsgottesdienst predigte er über den Auftrag, Menschen und Schöpfung zu behüten: „Eine Dimension, die alle betrifft. Sie besteht darin, Achtung zu haben vor jedem Geschöpf Gottes und vor der Umwelt, in der wir leben.“ Er sprach auch von der Liebe zu den Kindern, den Alten, den an den Rand gedrängten – und machte damit seinem Namen als „Papst Franziskus“ alle Ehre. Ein guter Grund, auf natur.de ein Porträt des Heiligen Franz zu veröffentlichen, Patron des Umweltschutzes und der Ökologie.

Dass aus dem 1182 in Assisi geborenen, sensiblen, aber eitlen und ehrgeizigen Francesco Bernardone einmal ein Heiliger werden würde, war bis zu seinem zwanzigsten Lebensjahr nicht abzusehen. Als Sohn eines reichen Tuchhändlers zum Kaufmann ausgebildet, ist er im väterlichen Betrieb tätig. Neben lesen und Schreiben hat er auch Französisch und Latein gelernt. In seiner freien Zeit schart er wohlhabende junge Bürger um sich und ahmt den verfeinerten Lebensstil der adligen Ritter nach. Seine Lebenszeit fällt in die Zeit des Hochmittelalters. Seine Zeitgenossen sind Walther von der Vogelweide und Wolfram von Eschenbach. Auch Franz verfasst Liebesgedichte im Stil der provenzalischen Troubadoure, begleitet sich selbst auf der Laute und singt nachts vor den Fenstern edler Damen. Er kleidet sich extravagant und geht mit Geld äußerst verschwenderisch um.

Als er aber nach einer kriegerischen Auseinandersetzung der Städte Assisi und Perugia für ein Jahr in Gefangenschaft gerät, nimmt eine tiefe Lebenskrise ihren Anfang. Da ist er knapp über Zwanzig, in der Mitte seines kurzen Lebens angelangt. Franz erkrankt. Und es scheint so, als stelle er sein ganzes bisheriges Wertesystem in Frage. Die Legenden berichten davon, wie er vor seiner Gefangenschaft den Anblick von Armut, Krankheit und Tod gescheut hatte. Im Galopp, hoch zu Ross pflegte er an den Leprakranken vor der Stadt vorüberzureiten, nicht ohne auch noch den Kopf abzuwenden und sich demonstrativ die Nase zuzuhalten. Dann aber bleibt er eines Tages unvermittelt stehen, als er einem Aussätzigen begegnet, er küsst dem Kranken die Hände wie einem Adligen und gibt ihm Almosen. Von diesem Zeitpunkt an sucht er die Kranken und Ausgestoßenen gezielt auf. Dabei erfährt er eine für ihn neue, ungeahnt tiefe Befriedigung: „Der Herr hat mich unter die Aussätzigen geführt“,
beschreibt Franziskus später dieses Schlüsselerlebnis, „und ich habe ihnen
Barmherzigkeit erwiesen. Und da ich fortging von ihnen, wurde mir das, was mir bitter vorkam, in Süßigkeit der Seele und des Leibes verwandelt. Und danach hielt ich eine Weile inne und verließ die Welt.“

Zum ersten Mal in seinem Leben hat sich Franz dem Leid der Welt zugewandt. Er verdrängt nun die Schattenseiten des Lebens nicht mehr, sondern schaut sie an und handelt. Damit verlieren sie ihre Schrecken. Diese Erkenntnis wird für ihn zum Auslöser für seine Umkehr. Er steigt aus. Er vernachlässigt seinen Beruf, zieht sich zur Meditation in die Wälder zurück, restauriert Kirchen, verschenkt das Geld seines Vaters an die Armen. In einer skandalösen Szene, in der er sich nackt auszieht und seinem Vater Kleider und Geld vor die Füße wirft, inszeniert er schließlich den endgültigen Bruch mit seinem Elternhaus. Vor den Toren von Assisi lässt er sich bei der kleinen Kapelle „Portiuncula“ nieder.

Wieder schart er junge Männer um sich, diesmal unter umgekehrtem Vorzeichen: Vollständige Armut, Keuschheit und Demut sind die obersten Gebote seiner Bruderschaft. Nicht nur persönlicher Besitz ist den Brüdern untersagt, nein, auch der Gemeinschaft als ganzer ist es verboten, Gebäude oder andere Besitztümer zu erwerben. Das ist neu und revolutionär und ein Schlag gegen die Gepflogenheiten der reichen katholischen Orden. Geld dürfen die Brüder nicht einmal berühren! Nur in Naturalien lassen sie sich für handwerkliche Arbeiten entlohnen.

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Die „Minderbrüder“, wie Franz sie nennt, dienen den Armen und Kranken und ziehen, wie er selbst, predigend durchs Land. Ihr Gruß lautet: „Der Herr gebe dir den Frieden“. „Alle Worte des Heiligen Franziskus liefen darauf hinaus, die Feindschaft auszulöschen und den Friedensbund wieder aufzubauen“, berichtet ein Chronist.

Nur mit einem Geschöpf steht der Mönchen zeitlebens auf Kriegsfuß: mit seinem eigenen Körper. Abfällig nennt er ihn den „Bruder Esel“. Erbarmungslos wird Bruder Esel geprügelt und kasteit, wenn er ihn mit seinen Bedürfnissen bedrängt. Erst am Ende seines Lebens, krank und fast blind, nimmt Franziskus schließlich auch seinen physischen Leib als Geschöpf Gottes an, dem er sich endlich mitleidig und liebevoll zuwenden will: „Freue dich, mein Bruder Leib, und verzeih´ mir; ich bin jetzt bereit, deine Wünsche zu erfüllen, und werde mich bemühen, alles zu tun, was du nötig hast.“

Am 3. Oktober 1226 kommt Bruder Tod und setzt dem irdischen Dasein des Franziskus ein Ende. Nur 44 Jahre wurde er alt.

„Franz von Assisi war keineswegs der realitätsfremde „Bruder Immerfroh“, den ein idyllisches Franziskusbild zeichnet“, schreibt Veit-Jacobus Dieterich 1995 in seiner Monographie über den Ordensgründer. „Seine Person und sein Denken waren anstößig. Sieht man den Heiligen vor dem Hintergrund seiner Zeit, wird er überraschend aktuell  – als Kritiker der Geldwirtschaft, als einer, der die Beziehung zwischen Mensch und Natur nicht als Herrschafts- und Ausbeutungsverhältnis, sondern als familiäre Bindung begriff, als Mann, der die gewaltlose Auseinandersetzung mit Andersdenkenden suchte.

Die Legenden schildern anschaulich, wie Franziskus gefangene Tiere befreit, wie er sie noch ermahnt, sich ja nicht wieder fangen zu lassen; wie er Würmer vom Weg aufsammelt und im Winter für die Bienen sorgt. Einem reißenden Wolf redet er ins Gewissen. Er erklärt dem „Bruder Wolf“, dass die Menschen ihm verzeihen und sogar für seinen Unterhalt sorgen werden, wenn er verspricht, in Zukunft nichts Böses mehr zu tun. Zum Zeichen seines Einverständnisses senkt das Tier demütig die Ohren und legt seine rechte Pfote in die Hand des Heiligen. Franziskus verbietet  es, Bäume
an der Wurzel abzuhauen, und rät den Gärtnern, das Unkraut um ihre Gärten stehen zu lassen. Den Vogelfang würde er gerne unterbinden lassen: „Wenn ich mit dem Kaiser sprechen könnte, würde ich ihn bitten, aus Liebe zu Gott ein besonderes Gesetz aufzustellen, wonach niemand unsere Schwestern, die Lerchen, fangen, töten oder sie sonst belästigen dürfte.“

Mit seinem innigen Naturverhältnis steht Franz von Assisi in der Kirchengeschichte einzigartig da. Bereits zwei Jahre nach seinem Tod wird er von Papst Gregor IX. heiliggesprochen. Und 1978, zu einer Zeit, als die ökologische Krise ins allgemeine Bewusstsein dringt, ernennt Papst Johannes Paul  I. den Heiligen Franziskus zum Patron des Umweltschutzes. 

Bild: Oberer Ausschnitt des ältesten Portraits des Franz von Assisi, ein Wandgemälde aus dem Kloster Sacro Speco in Subiaco. Foto: wikipedia; Lizenz public domain

© natur.de – Susanne Friedmann
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