Im südlichen Afrika nehmen nur 60 Prozent der Aids-Patienten, die sich in Behandlung befinden, zwei Jahre nach Therapiebeginn noch ihre Medikamente ein. Und von denjenigen, die die Therapie abgebrochen haben, ist bereits fast die Hälfte gestorben. Zu diesem Ergebnis kommt eine Metastudie von US-Forschern um Sydney Rosen von der Boston University School of Public Health. Die Untersuchung war von der Weltgesundheitsorganisation WHO in Auftrag gegeben worden und basiert auf der Auswertung von 32 Veröffentlichungen in 13 afrikanischen Ländern zwischen den Jahren 2000 und 2007.
Laut Rosen nehmen viele HIV-Infizierte dort ihre Arzttermine nicht wahr, holen ihre Medikamente nicht ab oder steigen auf andere Behandlungsmethoden um – etwa von Wunderheilern. Die WHO sprach angesichts der Zahlen von einem bedrückenden Ergebnis und erklärte, dass die Patienten ihre Mittel vermutlich länger einnehmen würden, wenn sie nichts dafür bezahlen müssten. Abschreckend seien außerdem die langen Wartezeiten in den Kliniken, vermutet die Organisation „Ärzte ohne Grenzen”.
Bedenklich ist auch, dass die WHO ihr Ziel, bis zum Jahr 2005 rund 3 Millionen Aids-Kranken im südlichen Afrika antivirale Medikamente zur Verfügung zu stellen, verfehlt hat. Denn bisher sind es nur 1,3 Millionen. In der Region sind 25 Millionen Menschen infiziert, jährlich kommen 3 Millionen hinzu, 2 Millionen sterben an der Krankheit.