Wenn Mütter während der Schwangerschaft Hunger leiden, tragen ihre Kinder ein deutlich erhöhtes Risiko, später an Diabetes zu erkranken. Diesen Zusammenhang haben Wissenschaftler um Stefan Thurner von der Medizinischen Universität Wien beobachtet. Sie hatten die Daten von 325 000 österreichischen Diabetes-Patienten analysiert und festgestellt, dass es in den Geburtsjahrgängen 1918/19, 1938 sowie 1946/47, als es in Österreich zu Hungersnöten kam, 40 Prozent mehr Diabetiker gab als in anderen Geburtsjahrgängen.
Die österreichischen Forscher erklären sich diesen Zusammenhang so: Der Fötus gewöhnt sich an die Mangelernährung der Mutter und entwickelt Strategien, um nach der Geburt mit wenig Nahrung zu überleben. Wenn sich diese „Programmierung“ dann als falsch erweist, kann es zu Problemen kommen – etwa mit den insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse, die sich zur Hälfte bereits im ersten Lebensjahr bilden.
Stefan Thurner befürchtet, dass dort, wo schwangere Frauen heute hungern – etwa in der Dritten Welt – die Zahl der Diabetes-Kranken in den nächsten 30 bis 50 Jahren deutlich zunehmen wird. Er plädiert dafür, Menschen, die während Hungerszeiten geboren werden, schon frühzeitig auf Diabetes zu untersuchen und nötigenfalls auch zu behandeln.