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Die Sepsis kriegt ihr Fett weg

Gesundheit|Medizin

Die Sepsis kriegt ihr Fett weg

Sie fordert jedes Jahr ebenso viele Menschenleben wie der Herzinfarkt: die Sepsis, häufig „Blutvergiftung” genannt. Sie beginnt meist schleichend mit einer einfachen bakteriellen Infektion – einer Lungenentzündung etwa oder einem schlichten Hautabszess. „Manchmal bekommt das Immunsystem den Feind jedoch nicht unter Kontrolle und dehnt den Kampf auf zu viele Fronten gleichzeitig aus”, erklärt Konrad Reinhart, Intensivmediziner an der Universität Jena und Vorsitzender im Kompetenznetz Sepsis. Die so entstehende generalisierte Entzündung kann gravierende Folgen haben: „Dann gibt es Kollateralschäden an Organen, die mit der ursprünglichen Schlacht gar nichts zu tun hatten.” Im schlimmsten Fall kommt es zum Versagen von Leber, Lunge, Nieren und/oder Herz.

Von den 150 000 Menschen, die jedes Jahr in Deutschland an einer Sepsis erkranken, sterben etwa 60 000 daran. Eine der Ursachen für diese hohe Sterblichkeit glaubt jetzt ein Team aus Zellphysiologen um Chantal Rivera von der Louisiana State University ausgemacht zu haben: den typisch westlichen Ernährungsstil mit vielen gesättigten Fetten, Zucker und Cholesterin. Gezeigt habe das eine Studie an Mäusen: Werden sie mit ungewöhnlich fettem Futter ernährt, fällt eine künstlich herbeigeführte Sepsis deutlich schwerer aus als sonst. Der Befund passt auch dazu, dass Übergewichtige laut einer 2006 veröffentlichten Studie ein siebenfach erhöhtes Risiko haben, an einer Sepsis zu sterben.

Doch Intensivmediziner Reinhart ist skeptisch: „Unsere Patientendaten belegen einen solchen Trend nicht. Übergewicht scheint sogar eher zu schützen”, sagt er. Auch in einer Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2008 fand er keine Belege für eine erhöhte Sterblichkeit bei Übergewicht. Und die Mäuse-Studie? „ Mäuse lügen”, lautet Reinharts Meinung dazu. Schon zu oft seien neue Sepsis-Therapieansätze bei den Nagern äußerst erfolgreich gewesen – und hätten später im klinischen Test kläglich versagt.

Ob sich eine Veränderung der Ernährungsweise positiv auswirken kann, lasse sich bisher nicht sagen – einfach, weil es an zuverlässigen Daten und guten klinischen Studien mangele, moniert Reinhart. Zudem müsse dringend die Qualität der medizinischen Versorgung verbessert werden: „Nicht nur Patienten, auch viele Ärzte wissen nicht, dass eine Sepsis ein Notfall ist und sofort behandelt werden muss.” Denn eines sei trotz Datenmangel klar: „ Mit jeder Stunde, die vergeht, steigt die Sterblichkeit im Schnitt um acht Prozent.”

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