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Eine Infusion statt 365 Pillen

Gesundheit|Medizin

Eine Infusion statt 365 Pillen

Um den Abbau der Knochen zu stoppen, benötigen viele Osteoporose-Patienten so genannte Bisphosphonate. Doch gerade für ältere Frauen, die häufig erkrankt sind, ist die Einnahme ein Problem: Die Tablette muss mindestens eine halbe Stunde vor dem Frühstück genommen werden, weil viele Nahrungsbestandteile – vor allem Kalzium – die Wirkung dieser Stoffe komplett aufheben. Im Bett liegen darf man während der morgendlichen Wartezeit aber auch nicht, weil sonst die empfindliche Schleimhaut der Speiseröhre geschädigt würde. Wesentlich patientenfreundlicher sind Depotspritzen sowie ein neu auf den Markt gekommenes Bisphosphonat, die Zoledronsäure. Bei der genügt zum Knochenschutz eine jährliche Infusion.

Etwa zwei Millionen Deutsche leiden an Osteoporose, davon sind immerhin ein Fünftel Männer. Zu den wichtigsten Ursachen zählen Mangel an Bewegung sowie an knochenstärkenden Substanzen wie Vitamin D und Kalzium. Häufig sind auch Menschen mit Alkoholmissbrauch betroffen. Richtig zum Ausbruch kommt die Erkrankung jedoch meist erst dann, wenn mit steigendem Alter die Spiegel an Östrogen und Testosteron sinken. Denn das fördert abbauende Prozesse im Knochen. Dort herrscht normalerweise ein ständiges Geben und Nehmen: Osteoklasten bauen Knochenstrukturen ab, ihre Gegenspieler, die Osteoblasten, bauen sie wieder auf. Überwiegt der Knochenabbau, steigt die Gefahr von Brüchen. So erleiden in Deutschland etwa 150 000 Menschen jährlich aufgrund von Osteoporose einen Oberschenkelhalsbruch. Die Hälfte der Patienten stirbt innerhalb eines Jahres oder landet im Pflegeheim. Auch Wirbelkörper brechen leicht – der typische „ Witwenbuckel“ entsteht.

Trotz dieser hinlänglich bekannten Gefahren ist es mit der Behandlung hierzulande nicht zum Besten gestellt. Eine aktuelle Befragung unter fast 20 000 deutschen Osteoporose-Patienten hat ergeben, dass jeder Dritte gerade mal die Minimaltherapie – kostengünstige Präparate mit Kalzium und Vitamin D – erhält. „Im europäischen Vergleich wird in Deutschland für Patienten mit Osteoporose eindeutig am wenigsten getan“, kritisiert Professor Helmut Minne von der Klinik Fürstenhof in Bad Pyrmont. In großen Studien sei eindeutig belegt, dass Bisphosphonate und andere Medikamente die Rate an erneuten Knochenbrüchen bei Osteoporose etwa halbieren. Doch nur jeder vierte Patient erhält solche Mittel tatsächlich. Für Helmut Minne grenzt das schon an einen ärztlichen Kunstfehler. Ein Grund für die zögerliche Verordnung von Bisphosphonaten dürften die umständlichen Einnahmeregeln sein. Hier schneidet die Zoledronsäure besser ab als ihre Vorgänger: 80 Prozent der Patienten, die an den Zulassungsstudien des Herstellers teilgenommen haben, bevorzugen nach dessen Angaben die neue Therapieform. Dr. Ulrich Fricke

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Kontakt

Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose e.V. Kirchfeldstraße 149, 40215 Düsseldorf Tel.: 0211–301314–0 www.osteoporose- deutschland.de

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Reiner Bartl KURSBUCH OSTEOPOROSE Südwest, München 2007 € 16,95

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Internet

Umfassende Informationen zu Ursachen, Vorbeugung und Therapie der Osteoporose: www.osteoporose.de

Ärztliche Leitline zur Osteoporose-Therapie: www.lutherhaus.de/osteo/leitlinien-dvo

Quellen zu den medinfo-Themen dieses Monats: www.wissenschaft.de

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