Was in unserem Körper geschieht und was ihn krank macht, lässt sich im Licht der Evolution besser verstehen. Davon sind der Arzt Detlev Ganten, der ehemalige Chef des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin und der Berliner Klinik Charité, sowie die Journalisten Thilo Spahl und Thomas Deichmann fest überzeugt.
Der Grundgedanke: Der menschliche Körper ist das Ergebnis einer natürlichen Auslese und der vorläufige Endpunkt einer langen Reihe von Anpassungen an die sich wandelnde Umwelt. Von dieser Maxime ausgehend, betrachten die Autoren sehr unterschiedliche Leiden wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Diabetes, Rückenschmerzen und Haarausfall. Ein Beispiel: Dass vielen Frauen in der ersten Zeit ihrer Schwangerschaft häufig übel wird, ist wohl auf einen Schutzmechanismus zurückzuführen, der sich im Lauf der Evolution entwickelt hat. Er bewahrt den empfindlichen Embryo vor pflanzlichen und bakteriellen Giften, die zu Missbildungen oder zu einer Fehlgeburt führen würden.
Der Leser erfährt viel über die Naturgeschichte und evolutionäre Prinzipien. Dabei bekommt er etwa die Frage beantwortet, warum wir uns trotz natürlicher Auslese mit Bandscheibenvorfällen und Weisheitszähnen herumplagen müssen. Allerdings fällt es schwer, einen praktischen Nutzen der evolutionären Medizin zu erkennen. Denn dass man mit viel Sport und gemäßigter Ernährung vielen Zivilisationskrankheiten wirksam vorbeugen kann, ist keineswegs überraschend. Frank Frick
Detlev Ganten, Thilo Spahl, Thomas Deichmann DIE STEINZEIT STECKT UNS IN DEN KNOCHEN Piper, München 2009 335 S., € 19,95 ISBN 978–3–492–05271–0