Patienten auf Intensivstationen leben gefährlich. Zu diesem Schluss muss man kommen, wenn man die Studie eines internationalen Forscherteams um Andreas Valentin von der Universität Wien liest. Die Wissenschaftler hatten weltweit Intensivstationen dazu aufgefordert, anonym Fehler bei der Verabreichung von Medikamenten innerhalb eines Zeitraums von 24 Stunden zu dokumentieren. Sie erhielten so die Daten von 1328 erwachsenen Patienten aus 113 Stationen in 27 Ländern – darunter auch Deutschland, Österreich und die Schweiz.
Die Ergebnisse bezeichnet Valentin als alarmierend. Im Untersuchungszeitraum wurden 441 Fehler bei der Medikamentenabgabe gemeldet. 5 Patienten starben, 7 erlitten bleibende Schäden. Probleme gab es vor allem bei Injektionen von Insulin bei Diabetikern und bei der Verabreichung von Beruhigungsmitteln und Substanzen, die die Blutgerinnung beeinflussen. Die häufigsten Fehler waren eine falsche Dosierung und ein zu früher oder zu später Zeitpunkt der Abgabe. Nach den Ursachen befragt, gab das Krankenhauspersonal an, dass ein Drittel der Fehler auf Stress, Übermüdung und Arbeitsüberlastung zurückzuführen seien.
„Alle untersuchten Gesundheitssysteme sind betroffen“, sagt Valentin. Er fordert deshalb eine bessere Arbeitsorganisation in den Kliniken, um zu lange Arbeitszeiten von Ärzten und Pflegepersonal zu vermeiden.