Alles schien ganz einfach zu sein: Man brauchte nur eine fett- und cholesterinarme Diät einzuhalten, mit viel Vollkorn, Ballaststoffen und Antioxidantien – und schon war man gegen Krebs und Herzinfarkt gefeit. Doch bild der wissenschaft-Leser wissen aus vielen Artikeln, dass die Welt nicht so einfach ist. In den letzten zehn Jahren haben sich die meisten Ernährungslehren als falsch oder zumindest nur sehr eingeschränkt gültig erwiesen. Die Ernährungswissenschaftlerin und bdw-Autorin Kathrin Burger hat die neusten Ergebnisse in ihrem gut verständlichen und gründlich recherchierten Buch zusammengefasst. Der Laie bekommt in den kurzen Kapiteln einen raschen Überblick.
Burgers Fazit: Der Einfluss der Ernährung auf die Gesundheit ist viel geringer, als man früher dachte. Für die meisten Ernährungstipps gibt es keine wissenschaftlich haltbare Begründung. Man sollte demnach essen, was einem schmeckt und bekommt. Das gilt in jedem Fall für selbstgekochtes Essen. Fertiggerichte enthalten allerdings oft fragwürdige Zusätze wie Transfette, Vitamine, Glutamat oder Süßstoffe. Hier rät die Autorin zur Vorsicht.
Insgesamt ein empfehlenswertes Buch – mit zwei kleinen Minuspunkten: Erstens hätte es sorgfältiger lektoriert werden müssen, denn inhaltliche Sprünge lassen den Leser immer wieder stolpern. Und zweitens fehlt ein Literaturverzeichnis oder zumindest der Hinweis auf eine Homepage mit diesen Daten. Wer so stark mit traditionellen Vorstellungen bricht, sollte seine Quellen offenlegen. Thomas Willke
Kathrin Burger DIE VOLLKORNLÜGE UND ANDERE ERNÄHRUNGSMÄRCHEN Herder, Freiburg 2008 160 S., € 12,95 ISBN 978–3–451–03019–2