Das glaube ich nicht
Einen bisher unbekannten Mechanismus, mit dem Vogelspinnen glatte Oberflächen hinaufklettern können, hat Stanislav Gorb vom Max-Planck-Institut für Metallforschung in Stuttgart mit Kollegen vom Tübinger Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie entdeckt. Während die meisten Spinnen durch winzige Hafthärchen und Krallen an ihren Füßen Halt finden, reicht dies bei den großen und schweren Vogelspinnen offenbar nicht aus: Sie sondern aus ihren Beinen zusätzlich klebrige Seide ab, um zu verhindern, dass sie auf einem glatten Untergrund abrutschen. Gorb hatte die Fortbewegung der Gestreiften Guatemala Vogelspinne (Aphonopelma seemanni) untersucht, deren Körper etwa sechs bis acht Zentimeter lang ist. Dabei fand er heraus, dass das Tier beim Erklimmen einer Glaswand winzige Fußspuren hinterließ – aus Seidenfäden mit einem Durchmesser von einem Tausendstel Millimeter. Eine Analyse der Fäden ergab, dass sie aus den gleichen Proteinen bestehen wie die Seide, aus der andere Spinnen ihre Netze bauen. Vogelspinnen weben kein Netz, sondern jagen ihre Beute und töten sie mit ihren Giftzähnen.
„Dass Spinnen mit ihren Beinen Seide produzieren, ist für uns etwas völlig Neues“, sagt Gorb. Normalerweise entsteht die Seide in den Spinndrüsen im Hinterleib der Tiere. Der Wissenschaftler meint, dass ursprünglich alle Spinnen die Fähigkeit zur Produktion von „Beinseide“ besessen haben könnten. Im Laufe der Evolution hätten sich aus den Beinfortsätzen die Spinndrüsen ausgebildet, wobei sich die Vogelspinnen getrennt entwickelten. Darüber sollen genetische Untersuchungen bald Aufschluss geben.
