Die Forscher gaben Freiwilligen eine Wortliste zum Lernen, beispielsweise „Weiß“, „Dunkel“, „Katze“ und „Nacht“. Die Worte haben eine starke Assoziation zu „Schwarz“, das aber nicht in der Liste stand. Nach einer gut durchgeschlafenen oder einer durchgemachten Nacht sollten sich die Probanden erinnern. Die übermüdeten Versuchteilnehmen ordneten dabei weitaus häufiger das Wort „Schwarz“ der Liste zu als die ausgeschlafenen.
In einem weiteren Versuchsteil konnten die Forscher zeigen, dass diese falsche Erinnerung nicht durch fehlerhafte Abspeicherprozesse im Gehirn wegen Schlafmangels entstehen, sondern dass im ermüdeten Zustand die Probanden die Informationen nicht korrekt aus dem Gedächtnis abrufen können. Konnten die übermüdeten Versuchsteilnehmer nämlich eine weitere Nacht gut durchschlafen, so konnten sie sich später in ausgeruhtem Zustand genauso gut an die Wortliste erinnern wie Probanden, die keinem Schlafentzug ausgesetzt waren.
Die Forscher fragten sich nun, ob Einflüsse von außen den fehlerhaften Abruf von Gedächtnisinhalten korrigieren könnten – etwa eine Tasse Kaffee. Die übermüdete Gruppe durfte daher in einer weiteren Versuchsreihe eine Stunde vor der Abfrage der Wortliste Kaffee trinken. Die falschen Erinnerungen gingen daraufhin zurück. Die Wiedergabe richtiger oder falscher Erinnerungen hängt demnach auch vom aktuellen Zustand eines Befragten ab. Diese könnte in besonderen Situationen, etwa bei Zeugenbefragungen, eine wichtige Rolle spielen, erläutern die Forscher.
Quelle: Nature, Onlinedienst, DOI:10.1038/news.2008.953