Dieses Buch ist so etwas wie ein – ungewolltes – Vermächtnis des Bonner Neurologen und Philosophen Detlef B. Linke, der bald nach dessen Erscheinen gestorben ist. Die zahlrei- chen Essays, die oft ohne roten Faden nebeneinander stehen, belegen eindrucksvoll die Bildung und Belesenheit des Autors. Die Physiologie des Zorns ist ebenso sein Thema wie das öffentliche Geschlechtsleben der Tintenfische und – mit dem Dichter Paul Celan – der singende Kehlkopfverschlusslaut. Die Eigenwilligkeit von Linkes Stil und sein Bemühen um Originalität machen dieses Buch wie seine früheren zu einem großen Lesevergnügen.
Linkes Ziel, menschliche Freiheit mit den Ergebnissen der Hirnforschung zu vereinbaren oder gar – wie der Untertitel verspricht – eine „neurophilosophische Ethik“ zu entwerfen, hat Linke allerdings nicht erreicht. Hierfür wären präzise Analysen, detaillierte Argumente und deren Kritik sowie eine genaue Berücksichtigung des philosophischen – und nicht nur des neurowissenschaftlichen – Diskussionsstands nötig gewesen. Doch mit seinen vielen kreativen Exkursen ist das Buch ein erfrischendes Potpourri von Geschichten über und um das Gehirn. Rüdiger Vaas
Detlef B. Linke DIE FREIHEIT UND DAS GEHIRN C.H. Beck München 2005 272 S., € 19,90 ISBN 3-406-52874-0