Jeder Mensch ist im Prinzip zum Morden programmiert, glaubt David Buss. Denn das Töten von Artgenossen habe sich in der Geschichte der Menschheit häufig ausgezahlt, vor allem für Männer. Es ist ein grimmiges Bild, das der Evolutionspsychologe der University of Texas entwirft: In der Evolution habe gesiegt, wer viele Kinder hatte, die groß genug wurden, um ihrerseits wieder Kinder zu bekommen. Es lohnte sich, die Männer des Nachbarstamms zu töten, um Frauen und Mädchen zu rauben. Und es lohnte sich, Nebenbuhler auszuschalten – damit keiner mehr versuchte, die eigene Frau auszuspannen. Der neue Partner einer Frau tötete oder vernachlässigte überdies die Stiefkinder. Als Beleg führt Buss die Ache an, die in Paraguay leben. Bei zwei leiblichen Eltern sterben 19 Prozent der Kinder bis zum 15. Lebensjahr, mit einem Stiefvater aber 43 Prozent.
Das Mordprogramm soll noch in unseren Gehirnen schlummern. Dass es nicht häufiger aktiviert wird, liege nur daran, dass Morden sich in zivilisierten Ländern selten auszahlt und zudem schwer bestraft wird. Buss untermauert seine Theorie mit Daten einer großen Mord-Datenbank des FBI und mit den Ergebnissen internationaler Befragungen, unter welchen Umständen Menschen schon einmal einen Mord in Erwägung gezogen haben. Tatsächlich haben das 91 Prozent der Männer und 84 Prozent der Frauen getan.
Andere Erklärungen für Mord und Totschlag diskutiert Buss in seinem locker geschriebenen Buch leider kaum. Und er erklärt auch nicht, warum die Mordrate in den meisten entwickelten Ländern so viel niedriger ist als bei Eingeborenenstämmen – und als bei US-Amerikanern, mit denen er hauptsächlich argumentiert. Jochen Paulus
David Buss DER MÖRDER IN UNS Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2007, 285 S., € 24,95 ISBN 978–3–8 274–1808–1