Wenn Kinderwünsche unerfüllt bleiben, kann dies bekanntlich an der Frau oder aber am Mann liegen. In diesem Zusammenhang haben Studien der vergangenen Jahre aufgezeigt, dass Fortpflanzungsstörungen bei Männern in der westlichen Welt zunehmen. Als Ursache stehen Substanzen im Verdacht, die sich negativ auf das männliche Hormonsystem auswirken. Auch Wirkstoffe aus der Gruppe der Schmerzmittel sind dabei schon auffällig geworden: Studien haben gezeigt, dass sie sich negativ auf die Entwicklung von männlichen Föten auswirken können. Ob es allerdings auch bei erwachsenen Männern zu Effekten auf den Hormonhaushalt kommen kann, ist bisher weitgehend unerforscht. Diesem Thema haben sich nun die Forscher um David Møbjerg Kristensen von der University of Copenhagen gewidmet.
Verschobenes Gleichgewicht
Im Rahmen ihrer Studie führten die Forscher zunächst eine Untersuchung an
31 männlichen Freiwilligen im Alter von 18 bis 35 Jahren durch. Die eine Hälfte der Probanden bekam sechs Wochen lang zweimal täglich 600 Milligramm Ibuprofen. Die andere Hälfte fungierte als Kontrollgruppe – die Teilnehmer bekamen unwissentlich ein wirkungsloses Präparat, ein Placebo. Während der Laufzeit dieses Tests entnahmen die Forscher den Probanden Blutproben, um die Gehalte des Wirkstoffes und den Hormonspiegel zu erfassen.
Die Auswertungen ergaben: Bei den mit Ibuprofen behandelten Studienteilnehmern stieg der Spiegel des sogenannten Luteinisierenden Hormons (LH) an, das an Regulationsprozessen im Rahmen der Reifung von Keimzellen und des Testosteronspiegels beteiligt ist. Ist das Verhältnis der beiden Hormone Testosteron und LH zu Gunsten des LH verschoben, gilt dies als ungünstig. Es handelt sich in diesem Fall um eine Form des sogenannten Hypogonadismus, der normalerweise ältere Männer betrifft und mit reproduktiven und körperlichen Problemen einhergeht, erklären die Wissenschaftler.
Wirkung auf das Hodengewebe
Wie es zu den Verschiebungen bei den Hormonen kommt, untersuchten die Forscher an Laborkulturen von Hodengewebe. Sie verglichen dabei die Hormonproduktion und Genaktivität von unbehandelten Geweben mit solchen, die Ibuprofen ausgesetzt worden waren. Dabei zeigte sich, dass der Wirkstoff die hormonellen Funktionen der Hodenzellen beeinträchtigt, einschließlich der Produktion von Testosteron
„Aus unseren Daten geht hervor, dass Ibuprofen das hormonelle System in den menschlichen Hoden über eine selektive Unterdrückung der Transkription verändert, wodurch Hypogonadismus entsteht“, resümieren die Forscher. Ihne zufolge erscheint es damit möglich, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Einsatz dieser Schmerzmittel und reproduktiven Problematiken bei Männern gibt.