Den Patienten der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrheilkunde der Universität Leipzig schwante Schlimmes: Aus einem der Untersuchungszimmer drang martialisches Gebrüll. Ohrenbetäubende Schreie in höchstem Falsett wechselten sich ab mit bedrohlichem Grölen und Grunzen. Wurde hier jemand gefoltert?
Mitnichten: Die Geräuschkulisse war Bestandteil einer Studie, die den Stimmapparat von Heavy-Metal-Sängern untersuchte. Dazu hatte der Phoniater Michael Fuchs sechs der finster wirkenden Gesellen zu Stimmproben geladen. Und die gaben nun alles im Dienste der Wissenschaft.
Fuchs wollte herausfinden, ob sich die enorme Belastung beim Singen der „schwermetallischen Musik” negativ auf Stimmlippen und Schleimhäute auswirkt. Zu seinem Erstaunen stellte er fest, dass der Stimmapparat seiner Probanden keinerlei Schädigungen aufwies. Denn die Schleimhäute der „Shouter” erzeugten viel Schleim, der einerseits als Schutzschicht diente und andererseits beim Singen quasi mitschwang. „Das ist ein Grund dafür”, erklärt Fuchs, „ warum die Töne nicht so rein klingen wie bei Opernsängern.”
Die könnten sich von den singenden Berserkern dennoch einiges abschauen – denn manche erreichten einen beachtlichen Tonhöhenumfang von vier Oktaven. Chapeau!