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Stammzellen helfen in der Parkinson-Forschung

Gesundheit|Medizin

Stammzellen helfen in der Parkinson-Forschung
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Bei jedem dritten Parkinson-Patienten, so wird geschätzt, geht die Krankheit auch auf genetische Faktoren zurück. (Foto: iStock/Pogonici)
Störungen im Kalzium-Stoffwechsel und in der “Müllabfuhr” der Zellen bringt eine Tübinger Forscherin auf eine neue Spur im Kampf gegen Parkinson. Fachkollegen aus Lübeck forschen weiter und rücken eine mögliche Therapie für diesen Parkinson-Subtyp in greifbare Nähe.

Menschen mit bestimmten Erbgutveränderungen haben ein erhöhtes Risiko, an Parkinson zu erkranken. Unter den Risikovarianten kommen die “sporadisch auftretenden” besonders häufig vor. Diese Veränderungen im Erbgut schlagen nicht immer durch, aber sie erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass die Krankheit ausbricht – vor allem dann, wenn mehrere solcher Defekte zusammentreffen oder bestimmte Faktoren aus der Umwelt hinzukommen. Irgendwann scheint eine – individuell wohl spezifische – Schwelle erreicht zu sein, an der die Krankheit ausgelöst wird.

Eine extrem hohe Erkrankungswahrscheinlichkeit geht einher mit Mutationen des GBA1-Gens. Das Gen enthält den Bauplan für das Enzym Glukozerebrosidase, das an der Ver­arbeitung bestimmter Fette im Körper beteiligt ist. “Veränderungen in diesem Gen führen aber nicht zwangsläufig zu einer Parkinson-Erkrankung”, erläutert Michela Deleidi vom Hertie-Institut für klinische Hirnforschung (HIH) in Tübingen. “Zunächst einmal leiden Men­schen mit Mutationen in beiden Kopien dieses Gens an einer anderen Beeinträchtigung: der Stoffwechselerkrankung Morbus Gaucher.” Morbus Gaucher ist eine seltene, erbliche Fettspeicherkrankheit. Weltweit erkrankt durchschnittlich eine oder einer von 40.000 Menschen – Frauen und Männer sind in gleichem Maß betroffen. Bei der am häufigsten vorkommenden Variante erfolgt die Erstdiagnose meistens im Alter von 20 bis 30 Jahren.

Wie zwei Krankheiten zusammenhängen

Bisher war bekannt, dass die Erkrankung ursächlich nur durch den genetisch bedingten Mangel eines bestimmten Enzyms verursacht wird. Das führt im Körper dazu, dass bestimmte Substanzen des Fettstoffwechsels, und zwar einige zuckerhaltige Fettstoffe, nicht korrekt aufgespalten und abgebaut werden. In der Folge reichern sich diese sogenannten Glukosylceramide in verschiedenen Immunzellen an, vorzugsweise in den Fresszellen (Makrophagen). Die geschwollenen Zellen, sogenannte Gaucher-Zellen, finden sich in großer Zahl in Lunge, Milz, Leber, Nieren, Lungen, Gehirn und Knochenmark. Dort setzen sie große Mengen entzündlicher Substanzen frei und führen in der Folge zur Gaucher-Erkrankung. Jeder Krankheitsverlauf kann unterschiedlich sein, je nach Schweregrad kommt es angefangen bei keinerlei äußerlichen Symptomen zu mehr oder weniger gravierenden entzündlichen Funktionsstörungen innerer Organe und des Skeletts, die zu schweren Behinderungen oder zum Tod führen können.

Morbus Gaucher wird autosomal-rezessiv vererbt – das heißt, die Krankheit bricht nur dann aus, wenn man sowohl vom Vater als auch der Mutter das defekte Gen erbt. Das Gen liegt auf Chromosom 1, und man kennt inzwischen über 300 defekte Varianten. In 50 Prozent der Fälle liegt die Punktmutation N370S vor. Ausgesprochen interessant nun ist für die Forscher, dass sowohl Gaucher-Patienten als auch nicht davon Betroffene, bei denen allerdings eine Kopie jenes Gens mutiert ist, ein deutlich erhöhtes Risiko haben, an Parkinson zu erkranken.

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Die Tübinger HIH-Forscher um Michela Deleidi und Thomas Gasser fanden jetzt gemeinsam mit Kooperationspartnern in Italien und den USA heraus, welche Folgen die fehlerhafte Erbinformation für Nervenzellen hat – diese Konsequenzen waren bislang weitgehend unklar. “Für Parkinson gab es jenseits der Tatsache, dass ein Zusammenhang besteht, keine Erkenntnisse über die genauen Abhängigkeiten zwischen Mutationen in GBA1 und dem Auftreten der Krankheit”, erläutert Deleidi, die gemeinsam mit Gasser und ihrem Team wesentliche Wissenslücken nun schließen konnte. Denn sie fanden einen Zusammenhang.

Zur Seite 2 des Beitrags: “Neue Ideen für Diagnose und Therapie”

Mehr zur Parkinson-Forschung finden Sie im neuen bdw-Themenheft “Leben mit Parkinson”, das ab sofort am Kiosk erhältlich ist.

© wissenschaft.de – Christian Jung
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