Hightech-Medikamente machen die moderne Medizin oft unbezahlbar. Doch viele Mediziner verschweigen solche neuen Therapiemöglichkeiten, weil sie schlicht zu teuer sind, meint Prof. Joachim Boldt vom Klinikum Ludwigshafen. Der Intensivmediziner nennt in der Deutschen Medizinischen Wochenschrift einige Kostentreiber: Das Antibiotikum Linezolid heilte in Tests etwa 60 Prozent der Patienten, die an gefährlichen resistenten Krankenhauskeimen erkrankt waren, kostet aber pro Patient fast 1400 Euro. Das ist 14-mal mehr als herkömmliche Mittel, die aber nur etwa einem Fünftel der Kranken helfen.
Auch zwei völlig neue gentechnisch gewonnene Medikamente retten Leben – und sind mit 10 000 Euro pro Patient sehr teuer: Der Gerinnungsfaktor VIIa stillt schwere Blutungen nach Unfällen und das so genannte aktivierte Protein C (aPC) hilft gegen die gefürchtete Blutvergiftung.
Joachim Boldt bezweifelt, dass die hohen Preise allein durch die Forschungskosten gerechtfertigt sind. Schließlich seien auch die Marketingkosten beträchtlich. Besonders die Einführung des aPC sei von einer „noch nie dagewesenen Kampagne“ begleitet worden. Außerdem würden die Firmen „unter dem Deckmantel der unterlassenen Hilfeleistung“ Druck auf die Ärzte ausüben.